WHO ist bei der Umgestaltung von Krankenhäusern nach Abschwächung der COVID-19-Pandemie behilflich
„Wir können ein Krankenhaus nicht umgestalten, ohne darüber nachzudenken, wie es künftig benutzt wird“, erklärt Anja Borojevic, eine italienischsprachige Beraterin, die in der norditalienischen Stadt Bologna für die WHO tätig ist und in engem Kontakt mit der dortigen Bevölkerung steht.
In einer von COVID-19 geprägten Welt müssen sich viele Krankenhäuser darüber Gedanken machen, wie sie ihren Raum am sinnvollsten nutzen können. Italien ist eines der ersten Länder, die im Zuge der Wiedereröffnung von Ambulanzen und Nicht-Notfall-Einrichtungen Anpassungen vornehmen.
„Krankenhäuser, die in den 1950er oder 1960er Jahren gebaut wurden, waren für bestimmte Bedürfnisse in der Bevölkerung konzipiert, etwa für die Bewältigung von Krankheiten wie Tuberkulose. Später mussten sie sich an chronische Erkrankungen und eine größere Bevölkerung anpassen. Und dann kam COVID-19 und brachte alles durcheinander“, sagt Anja.
Umdenken bei der Raumaufteilung in Krankenhäusern
Auf Wunsch der WHO hat Anja in zwei Monaten mehr als 20 Einrichtungen in Bologna und in der süditalienischen Region Apulien besucht. Sie berät die Krankenhäuser, wie sie alternative Wege für bestätigte COVID-19-Patienten und für Verdachtsfälle schaffen können und wie in den Wartebereichen bessere Abstandsregelungen eingeführt und wie die Belüftung verbessert werden kann.
„In Italien haben wir inzwischen weniger COVID-19- Patienten mit eindeutigen Symptomen, dafür aber mehr Verdachtsfälle. Deshalb müssen wir das gesamte Konzept neu überdenken“, fügt sie hinzu. Sie erklärt, dass die Krankenhäuser nun an die Schaffung von Räumen mit mittlerem oder niedrigem COVID-19-Risiko denken müssen, anstatt von COVID-19-Stationen und anderen Stationen.
Anja weist darauf hin, dass die Normen für Infektionsprävention und -bekämpfung in sämtlichen Einrichtungen verschärft werden müssen, um Neuinfektionen in Krankenhäusern zu verhindern. Mit ihrem beruflichen Hintergrund in Notfallmedizin und Epidemiologie arbeitet sie neben Ingenieuren, Teams für Infektionsprävention und -bekämpfung sowie leitenden Ärzten, um sich ein klares Bild von dem Bedarf in den einzelnen Krankenhäusern zu machen.
„Ich besuche sämtliche Einrichtungen eines Krankenhauses, aber ich verbringe auch Zeit mit den Mitarbeitern auf einzelnen Stationen. Ich mache mir ein Bild davon, welche Schwierigkeiten sie während der akuten Phase von COVID-19 hatten, was sie gern verändern würden und wie sie in diesem Raum wirksamer arbeiten können.“
Neben den strukturellen Anpassungen empfiehlt Anja manchmal auch die Verlegung ganzer Stationen von einem Teil eines Gebäudes in einen anderen, um die Kapazitäten zu erhöhen und den Strom der Patienten durch das Krankenhaus zu verbessern. Zu den größten Herausforderungen gehört ihrer Ansicht nach, alles von Anfang an neu planen zu müssen.
Nachhaltige und zwecktaugliche Krankenhäuser
Es ist eine bereichernde Erfahrung, etwas über die Geschichten hinter den alten Gebäuden und über ihre Entwicklung im Laufe der Zeit zu erfahren. Ebenso interessant, betont Anja, ist die mit ihrer Aufgabe verbundene Chance zur Zusammenarbeit mit Krankenhauspersonal und -leitung zur Neugestaltung der Krankenhäuser der Zukunft.
„Wir nutzen diese Gelegenheit, um etwas Nachhaltiges und Zwecktaugliches zu konzipieren und umzusetzen, das sich im Hinblick auf die Behandlung neuer Krankheiten und Notlagen anpassen lässt, sodass in Zukunft nicht wieder umgebaut werden muss.“
Sie fügt hinzu: „Es ist aufregend, an diesen wichtigen Überlegungen beteiligt zu sein. Täglich arbeiten wir mit Krankenhäusern zusammen und haben mit denselben Problemen zu tun wie sie. Deshalb haben wir eine einzigartige Chance, gemeinsam die Lösungen zu finden. Diese Lösungen lassen sich dann auf andere Länder übertragen – je nachdem, in welcher Phase von COVID-19 sie sich gerade befinden.“