Gesundheitsförderliches Verhalten: Berücksichtigung verhaltensbezogener und kultureller Erkenntnisse

Mit dieser Flaggschiff-Initiative möchte WHO/Europa in die Gewinnung neuer Erkenntnisse investieren, die zur Schaffung einer Gesundheitskultur beitragen können, in der jeder die Möglichkeit hat, im Alltag und bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen gesundheitsförderliche Entscheidungen zu treffen. Das menschliche Verhalten kann durch Faktoren beeinflusst werden, die bei der Gestaltung und Umsetzung von Handlungskonzepten und der Organisation von Leistungsangeboten oder im Verhalten von Gesundheitsfachkräften oft nur unzureichend berücksichtigt werden: etwa ein Mangel an Gesundheitskompetenz, zueinander widersprüchliche Überzeugungen, Gefühle von Angst, Misstrauen und Ungewissheit, falsch interpretierte Informationen, Gefühle der Unpässlichkeit oder Erfahrungen mit Missachtung oder Diskriminierung. Oftmals lassen sich diese Barrieren für eine optimale Gesundheit vermeiden oder korrigieren, indem ein besseres Verständnis dieser sozialen, verhaltensbezogenen und kulturellen Einflussfaktoren angestrebt wird.

Die Initiative soll die Nutzung von Erkenntnissen über diese sozialen, verhaltensbezogenen und kulturellen Einflussfaktoren zur Verbesserung der Gesundheitskompetenz sowie der Gestaltung, der Verfahren und des Verhaltens von Leistungserbringern an der Schnittstelle zwischen Bürgern und Gesundheits- und Sozialwesen fördern. Sie soll neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu der Frage bringen, auf welche Weise diese Faktoren mit der Gestaltung von Handlungskonzepten und Verfahren der Leistungserbringung interagieren, und die Länder dabei unterstützen, in Bezug auf Akzeptanz von Angeboten, Therapiebefolgung, Selbstfürsorge sowie individuelle und kollektive Lebensgewohnheiten (auch mit Blick auf die als Reaktion auf die COVID-19-Krise erforderlichen sozialen Anpassungen) optimale Ergebnisse zu erzielen. Durch die Einbindung von Fachrichtungen außerhalb der biomedizinischen Wissenschaften, wie etwa die medizinischen Humanwissenschaften und die Sozialwissenschaften, wird die Initiative den Gesundheitsbehörden dabei behilflich sein, ihre Leistungen besser an den Erwartungen der Bürger in Bezug auf eine respektvolle, patientenorientierte Versorgung auszurichten.

Diese Flaggschiff-Initiative wird:

  • interessierte Länder sowie regionsweite und subregionale Strukturen bei der Bestimmung von Möglichkeiten zur Anpassung, Übernahme und Entwicklung bewährter Praktiken für die Förderung einer Gesundheitskultur und die Optimierung der Gestaltung von Prozessen und Praxis an der Schnittstelle zwischen den Bürgern und dem Gesundheits- und Sozialwesen unterstützen;
  • eine Sammlung vorbildlicher Praktiken erstellen, um Handlungskonzepte, Prozesse, Verfahren und Regelungen kultursensibler, stärker patientenorientiert und nutzerfreundlicher zu gestalten und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Einbeziehung von Informationen über Erfahrungen von Patienten in die Politikgestaltung zu legen;
  • ein Ressourcenzentrum für zukunftsträchtige Forschung in Bezug auf verhaltensbezogene und kulturelle Faktoren einrichten, die das Gesundheitsverhalten beeinflussen; und
  • Argumente für Investitionen in die Entwicklung einer Wissens- und Evidenzgrundlage auf diesem Gebiet liefern.