Erklärung - Demaskiert - neutrale Verpackungen sollen das Rauchen weniger attraktiv machen
31-05-2016
Der Weltnichtrauchertag 2016 thematisiert neutrale Tabakverpackungen – Regionaldirektorin Dr. Zsuzsanna Jakab begrüßt die führende Position der Europäischen Region in der Erörterung entsprechender Gesetzesvorschriften.
Erklärung von Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa
In Europa wächst die Unterstützung für eine tabakfreie Zukunft. Bis es soweit ist, stehen aber noch schwere Entscheidungen an, die Führungsstärke erfordern. In der Europäischen Region der WHO haben Finnland, Irland und Schottland sich das ehrgeizige Ziel gesteckt, den Bevölkerungsanteil der Raucher auf unter 5% zu drücken. Dafür ist die Umsetzung nachweislich wirksamer Strategien und Maßnahmen erforderlich. Hierzu zählt das Vorschreiben neutraler Verpackungen.
Die Tabakindustrie nutzt Verpackungen als wirksame Werbeträger und umgeht so Reklameverbote. Neutrale Tabakverpackungen veranlassen mehr Menschen zum Rauchverzicht und weniger zum Raucheinstieg. Ähnlich wie das Unterdrücken von Verkaufshinweisschildern macht es die Tabakerzeugnisse für Jugendliche weniger attraktiv. Illusionen und Glamour weichen der Realität eines tödlich wirkenden Produkts.
Die effektive Durchsetzung neutraler Verpackungen sollte aber nicht eine Einzelmaßnahme bleiben, sondern Teil eines umfassenden Ansatzes zur Zurückdrängung des Tabaks sein, zu dem auch das Verbot von Tabakwerbung, Verkaufsförderung und Sponsorentum sowie die Vorschrift großer, grafischer Warnhinweise und anderer die Verpackung betreffende Regeln zählen. In der Europäischen Region sind Frankreich und das Vereinigte Königreich die Vorreiter mit der Vorschrift neutraler Verpackungen als wichtigem Schritt zu einer tabakfreien Zukunft.
Was bedeutet neutrale Verpackung?
Die Leitlinien für die Umsetzung von Artikel 11 (Verpackung und Etikettierung von Tabakerzeugnissen) des Rahmenübereinkommens der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs sprechen sich für neutrale Verpackungen durch die Beschränkung oder das Verbot von Logos, Farben, Markenzeichen oder Werbeinformationen mit Ausnahme von im Standardformat darzustellenden Markennamen aus. Es soll also weder Werbung noch Verkaufsförderung in oder auf der Verpackung sowie auf einzelnen Zigaretten und Tabakerzeugnissen möglich sein.
Statt von neutraler Verpackung ist auch oft von einheitlicher Verpackungsgestaltung die Rede. Dies trägt dem Umstand Rechnung, dass große grafische gesundheitliche Warnhinweise eben gerade nicht neutral sind. Neben der an sich neutralen Verpackung soll diese gesonderte Maßnahme, die Konsumenten vor den Gefahren ihres Tuns warnen.
Was bewirken neutrale Verpackungen?
Neutrale Verpackungen wirken sich nachweislich positiv auf die öffentliche Gesundheit aus, weil sie Tabakprodukte weniger attraktiv machen, Werbung und Verkaufsförderung durch verharmlosende Designelemente verhindern und Gesundheitswarnungen deutlicher und wirksamer hervortreten lassen.
Wie erfolgreich ist das?
Die Erfahrungen aus Australien, wo es seit 2012 neutrale Verpackungen gibt, beweisen die Wirksamkeit der Maßnahme. Die Einführung neutraler Verpackungen verstärkte die Wirkung einer Erhöhung der Tabaksteuer um 25% im Jahr 2010. In Australien ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Tabakerzeugnisse nur in neutralen Verpackungen mit großen grafischen Warnbildern von durch Tabak ausgelösten Krankheiten verkauft werden dürfen. Sie dürfen den Markennamen, jedoch keine Logos tragen. Studien zeigten, dass nach Einführung dieser Vorschriften mehr Raucher das Rauchen aufgeben wollten, die Telefondienste für Nichtraucherberatung stärker frequentiert wurden und mehr Menschen tatsächlich versuchten, vom Tabak los zu kommen. Weniger Verbraucher glaubten seitdem auch daran, dass es nicht so schädliche Sorten gibt, und manches deutet darauf hin, dass die Gesundheitswarnungen unter den Rauchern stärkere Wirkung zeigten. Australien hat nicht etwa in einem Laborversuch, sondern in der täglichen Praxis gezeigt, dass schlichte Verpackungen im Kampf gegen das Rauchen helfen. Der Bevölkerungsanteil der Raucher im Alter von 14 Jahren und darüber ging in den drei Jahren zwischen 2010 und 2013 um 15% zurück.
Kann eine Eindämmung des Tabakgebrauchs die nachhaltige Entwicklung stärken?
Mit den Zielen für nachhaltige Entwicklung verbunden ist der Ruf nach einer beschleunigten Umsetzung des Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakgebrauchs als einem der wesentlichen Bausteine für die Entwicklungsagenda insgesamt. Tabakkonsum wirkt sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus, weil es den Haushalten Geld entzieht, das für Lebensmittel, Gesundheit und Bildung verwendet werden könnte. Außerdem verursacht er Kosten durch Gesundheitsausgaben und Produktivitätseinbußen und zwar gerade in Entwicklungsländern.
Am Weltnichtrauchertag fordert die WHO die Länder der Europäischen Region und der Welt insgesamt auf, sich auf die Einführung neutraler Verpackungen für Tabakerzeugnisse vorzubereiten. Mit dieser bedeutsamen Maßnahme können wir die Nachfrage nach Tabak weiter zurückdrängen und unsere übergeordneten Ziele für Gesundheit und Entwicklung voranbringen.