Von der Forschung zur Umsetzung: Weltkonferenz über Verletzungsprävention und Sicherheitsförderung
Verletzungen und Gewalt stellen weltweit eine große Gefahr für die öffentliche Gesundheit dar. Allein in der Europäischen Region verursachen sie jedes Jahr 550 000 Todesfälle und sind in der Altersgruppe von 5 bis 44 Jahren sogar die führende Todesursache.
Auf der 12. Weltkonferenz über Verletzungsprävention und Sicherheitsförderung (Safety 2016) kamen über 1200 Teilnehmer, darunter international anerkannte Forscher, Praktiker, Politiker und Aktivisten aus der ganzen Welt, zu einem Informations- und Erfahrungsaustausch und zur Erörterung von Lösungsansätzen zusammen. Das Leitthema der Konferenz war „Von der Forschung zur Umsetzung“, und die Diskussionen befassten sich mit Wegen zur Überbrückung der Lücke zwischen Theorie und Praxis sowie mit der Förderung ressortübergreifender Präventionsmaßnahmen.
Zur Europäischen Region gehören sowohl Länder mit den weltweit niedrigsten als auch Länder mit den höchsten Sterblichkeitsraten aufgrund von Verletzung und Gewalt. Aber auch innerhalb der Länder gibt es große Ungleichheiten, und die Sterblichkeitsraten der am stärksten benachteiligten Gruppen sind um ein Vielfaches höher als in der übrigen Gesellschaft. Wie in dem Europäischen Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“ hervorgehoben wird, erfordert Verletzungsprävention einen gesamtgesellschaftlichen Ansatz und ein Bekenntnis zu Chancengleichheit im gesamten Lebensverlauf.
Safety 2016 fand vom 18. bis 21. September 2016 im finnischen Tampere statt. Die Konferenz wurde vom Staatlichen Institut für Gesundheit und Soziales ausgerichtet; die WHO war Mitveranstalterin. Die Konferenz wurde von Pirkko Mattila, Ministerin für Gesundheit und Soziales, und Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, eröffnet. In ihrer Ansprache betonte Dr. Jakab, dass Gewalt- und Verletzungsprävention in einen Lebensverlaufansatz eingebunden sein müsse und dass das Gebot laute, früh, rechtzeitig und gemeinsam zu handeln.
Safety 2016 befasste sich mit innovativen Ansätzen für die Verletzungs- und Gewaltprävention, die die Handlungsfähigkeit der Gesundheitssysteme weiter stärken sollen. Unmittelbar zuvor hatte am 17. und 18. September 2016 eine globale Tagung über Gewalt- und Verletzungsprävention stattgefunden, an der knapp 200 Vertreter von etwa 100 Ländern – darunter 38 aus der Europäischen Region – teilnahmen.
Gewalt- und Verletzungsprävention auf der internationalen Tagesordnung
Wie an den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) der Vereinten Nationen ersichtlich, erkennen führende Politiker aus aller Welt an, dass in Bezug auf Gewalt- und Verletzungsprävention dringender Handlungsbedarf herrscht. So weisen eine Reihe von Zielvorgaben der SDG einen konkreten Bezug zu Gewalt und Verletzungen auf: Vorgabe 3.6 (Bis 2020 die Zahl der Todesfälle infolge von Verkehrsunfällen weltweit halbieren); Vorgabe 5.2 (Alle Formen von Gewalt gegen alle Frauen und Mädchen beseitigen); Vorgabe 11.2 (Schaffung sicherer und nachhaltiger Verkehrssysteme); Vorgabe 16.1 (Alle Formen der Gewalt und die gewaltbedingte Sterblichkeit deutlich verringern); und Vorgabe 16.2 (Gewalt gegen Kinder beenden).
Der Aktionsplan „In Kinder investieren“ der Europäischen Region zur Prävention von Kindesmisshandlung (2015–2020) enthält eine Zielvorgabe, die Zahl der Kindesmisshandlungen bis 2020 um 20% zu reduzieren. Um den Ländern hierbei behilflich zu sein, hat das Regionalbüro für Europa auf der Konferenz Safety 2016 zwei Handbücher verteilt: „Umsetzung von Programmen zur Prävention von Kindesmisshandlung: Was die Experten sagen“ und „Erfassung und Beobachtung der nationalen Prävalenz von Kindesmisshandlung: ein praktischer Leitfaden“.