Grußwort zur Tagung über einen verbesserten Zugang zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen und damit verbundenen Angeboten in Europa
Riga (Lettland), 30. Mai 2012
Sehr geehrte Damen und Herren, ich heiße Sie und insbesondere die Frau Gesundheitsministerin und die georgische Präsidentengattin recht herzlich willkommen.
Ich danke Gesundheitsministerin Ingrida Circene, die sich auch persönlich für die Verbesserung der Gesundheit von Müttern in Lettland und Europa eingesetzt hat, für die Bereitschaft Lettlands, diese wichtige Tagung auszurichten.
Ich möchte auch der Gattin des georgischen Präsidenten, Sandra Roelofs, danken, die sich dauerhaft als Botschafterin des guten Willens für die WHO engagiert, die gesundheitsbezogenen Millenniums-Entwicklungsziele ins Rampenlicht rückt und durch ihre aktive Teilnahme hier die Umsetzung von Maßnahmen zur Verwirklichung eben dieser Ziele unterstützt.
Ich möchte ferner unserem langjährigen Partner in der Arbeit für eine verbesserte sexuelle und reproduktive Gesundheit, dem Internationalen Verband für Familienplanung, für seinen Beitrag zu dieser Veranstaltung und insbesondere dafür danken, dass Organisationen der Zivilgesellschaft hier vertreten sind und gehört werden, wenn wir Fragen der Gesundheit von Frauen und Wege zu ihrer Verbesserung erörtern.
Ich bin hocherfreut, hier und heute so viele Länder vertreten zu sehen, die damit ihr Interesse an der gemeinsamen Arbeit für mehr Lebensqualität der Frauen zeigen.
Ebenso freut es mich, die Vertreter des Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen, der Internationalen Föderation für Gynäkologie und Geburtshilfe, der Organisation Marie Stopes International, des Zentrums für Reproduktionsrechte, der Organisation Ipas, des Beirats für Bevölkerung und Entwicklung des Europäischen Parlaments und vieler weiterer internationaler Organisationen begrüßen zu dürfen. Gemeinsam mit den Mitgliedstaaten und unseren Partnern sucht die WHO beständig nach wirksamen und wirtschaftlichen Methoden, qualitativ hochwertige Angebote im Bereich der öffentlichen Gesundheit für eine Welt zu erbringen, in der die Ungleichgewichte und Knappheiten zunehmen. Doch wieso ist die Prävention unsicherer Schwangerschaftsabbrüche angesichts der vielen Herausforderungen weltweit und in der Europäischen Region so wichtig? Und warum gerade jetzt?
Es gibt weltweit und in Europa in der Prävention ungewollter Schwangerschaften und in der Förderung wirksamer Verhütung und Familienplanung bemerkenswerte Fortschritte. Die verfügbaren Daten zeigen einen erheblichen Rückgang der Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in der Europäischen Region, doch fehlen für Millionen von Menschen noch fundierte Informationen, Beratungsangebote und Versorgung mit Verhütungsmitteln.
Der begrenzte Zugang zu Verhütungsmitteln gegen ungewollte Schwangerschaften und Einrichtungen für sichere Schwangerschaftsabbrüche führt dazu, dass weltweit 22 Mio. unsichere Abbrüche durchgeführt werden und dass fast 50 000 Frauen jährlich daran sterben. Außerdem leiden ca. 5 Mio. Frauen an kurzfristigen oder lebenslangen Behinderungen, die auf Komplikationen zurückzuführen sind. Die WHO hat innerhalb der Vereinten Nationen eine führende Rolle in der Prävention unsicherer Schwangerschaftsabbrüche auszufüllen. Dafür müssen wir die Hindernisse auf dem Weg zu sicheren Schwangerschaftsabbrüchen noch besser erkennen und aus den Erkenntnissen und Erfahrungen der Länder lernen.
Das Regionalbüro arbeitet eng mit seinen Partnern in der Unterstützung von Ländern zusammen, damit Bedarfslücken in der Familienplanung geschlossen werden können und insbesondere schwache Gruppen wie Arme, Bürger aus ländlichen Regionen, Jugendliche, Migranten und ethnische Minoritäten Hilfe erhalten. Die jüngst erarbeitete Studie über die sozialen Determinanten von Gesundheit, die unter der Anleitung von Sir Michael Marmot aus dem Vereinigten Königreich durchgeführt wurde, belegt gesundheitliche Ungleichheiten in der Europäischen Region auch im Bereich der reproduktiven Gesundheit. Diese Tagung ist jedoch ein weiterer Schritt in die richtige Richtung.
Als Folge der aktiven Mitwirkung von Regierungen und internationalen Organisationen ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in den vergangenen Jahren erheblich gefallen. Dennoch liegt sie nach unserer Kenntnis immer noch über dem Niveau jeder anderen Region.
Die Wissenschaft bewegt sich heute in rasantem Tempo. Die WHO sammelt unablässig neue Erkenntnisse aus Forschung und Alltag, damit die Schwangerschaftsabbrüche immer sicherer werden. Daten werden analysiert und sorgsam evaluiert, damit die WHO ihre Empfehlungen auf gesicherter Grundlage geben kann.
Ich bin wirklich stolz darauf, das die Europäische Region als erste Region der WHO die aktualisierte Ausgabe des „Fachlichen und konzeptionellen Leitfadens für sichere Schwangerschaftsabbrüche“ vorstellen darf, der das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit zwischen Forschern, internationalen Partnern und dem Sekretariat der WHO ist. Wir wissen, was zu tun ist, um den Zugang zu den Einrichtungen für Schwangerschaftsabbrüche und deren Qualität zu verbessern.
Ich glaube fest daran, dass wir es gemeinsam schaffen werden, die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche zu reduzieren, sie aber zugleich zugänglicher und sicherer zu machen. Ich möchte Ihnen versichern, dass die WHO die Länder weiter darin unterstützen wird, ihre Konzepte zu überarbeiten, unsichere Schwangerschaftsabbrüche zu vermeiden und gegen gesundheitliche Benachteiligungen vorzugehen.
Ich wünsche Ihnen allen eine fruchtbare Diskussion und einen angenehmen Aufenthalt in dem wunderschönen Riga.