Rede „Städte für alle Generationen – eine Vision für Dänemark, Europa und die Welt“

Kopenhagen, 4. November 2012

Sehr geehrte Frau Ministerin Hækkerup, sehr geehrte Repräsentanten dänischer Kommunen, liebe Kollegen!

Es ist mir eine große Freude, heute auf dieser landesweiten Abschlussveranstaltung zum Europäischen Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen zu Ihnen sprechen und an der Preisverleihung im Rahmen des dänischen Wettbewerbs „Eine Stadt für alle Generationen“ teilnehmen zu können.  Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen, 2012 war ein sehr erfolgreiches Jahr für die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region und auch in Bezug auf die politischen Anstrengungen für aktives und gesundes Altern. Dabei blicke ich mit besonderer Zufriedenheit zurück auf unsere Zusammenarbeit mit Dänemark und auf die Unterstützung durch die dänischen Behörden in den vergangenen zwölf Monaten.

Gestatten Sie mir, diese Zusammenarbeit hier nur anhand zweier Veranstaltungen zu veranschaulichen.

Im April begingen wir auf die freundliche Einladung der dänischen Gesundheits- und Arzneimittelbehörde gemeinsam in Kopenhagen den Weltgesundheitstag. In diesem Jahr stand der Weltgesundheitstag unter dem Motto „Altern und Gesundheit: Gesundheit erfüllt die Jahre mit Leben“. Viele der Länder, deren Bürger die längste Lebenserwartung haben, liegen in unserer Europäischen Region der WHO, und wir können stolz darauf sein, mit welchem Tempo sich die Lebenserwartung in vielen unserer Mitgliedstaaten erhöht. Dies ist ein großartiger Erfolg.

Ebenso wichtig ist, dass sich zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte unser Verständnis der Voraussetzungen für ein gesundes Altern sowie der damit verbundenen sozialen Determinanten so schnell verbessert hat.

Maßnahmen auf der lokalen Ebene haben stark dazu beigetragen, das Wissen darüber zu erweitern, wie Senioren auf realistische Weise dazu befähigt werden können, ihren Zugewinn an Lebensjahren mit mehr Leben zu erfüllen, gesund und aktiv zu bleiben und unabhängig zu leben.

Ende Oktober waren wir hier in Kopenhagen aus einem anderen Anlass versammelt, damals für den offiziellen Startschuss zu dem gemeinsamen Europäischen Rahmenkonzept „Gesundheit 2020“, das wir in umfassender Abstimmung mit unseren Mitgliedstaaten sowie mit maßgeblichen Experten und Interessengruppen ausgearbeitet haben, um einen lebendigen Rahmen zu schaffen, an dem sich unsere künftige Arbeit orientieren kann.

„Gesundheit 2020“ ist insbesondere eine Reaktion auf die demografischen und epidemiologischen Veränderungen, die wir in der Europäischen Region erleben und die im gesamten Verlauf des Europäischen Jahrs intensiv diskutiert wurden.

In „Gesundheit 2020“ werden vier vorrangige Handlungsfelder genannt und beschrieben:

  • Investitionen in Gesundheit durch einen Lebensverlaufansatz und Stärkung der Handlungsfähigkeit der Menschen;
  • Bekämpfung der großen gesundheitlichen Herausforderungen durch übertragbare wie nichtübertragbare Krankheiten in der Europäischen Region;
  • Stärkung von bürgernahen Gesundheitssystemen, von Kapazitäten in den öffentlichen Gesundheitsdiensten und von Vorsorge-, Surveillance- und Gegenmaßnahmen für Notlagen;
  • Schaffung widerstandsfähiger Gemeinschaften und stützender Umfelder.

Um die konkreten Herausforderungen und Chancen eines Alterns in Gesundheit in Angriff zu nehmen, haben wir diese Grundsätze von „Gesundheit 2020“ in Form einer Strategie und eines Aktionsplans für gesundes Altern in der Europäischen Region weiter konkretisiert.

Viele der erfolgreichen Konzepte auf der lokalen Ebene, die ein Altern in Gesundheit begünstigen, sind bestens geeignet, einige der zentralen Grundsätze von „Gesundheit 2020“ zu veranschaulichen. Zu diesen gehören Solidarität und Chancengleichheit, Menschenwürde und gegenseitiger Respekt. Das Handeln auf der lokalen Ebene verdeutlicht auch die Notwendigkeit sektorübergreifender Maßnahmen und geeigneter Konzepte für die Bekämpfung der sozialen Determinanten chronischer Erkrankungen.

Widerstandsfähige und unterstützende Umfelder für alle Generationen sind seit langem ein Schwerpunkt und Aushängeschild unserer Zusammenarbeit mit dem Gesunde-Städte-Netzwerk der Europäischen Region der WHO. Durch diese Zusammenarbeit konnten wir zahlreiche Erfolgsgeschichten zusammentragen, bei denen Maßnahmen auf lokaler Ebene nicht nur etwas für ältere Menschen bewirken konnten, sondern auch der Solidarität zwischen den Generationen zuträglich waren, insbesondere durch Förderung der freiwilligen Beteiligung älterer Menschen an der Steuerung von Konzepten im Sinne der Schaffung einer seniorengerechten Umwelt.

Wie der Titel dieses Wettbewerbs nahe legt, kommt ein seniorenfreundliches Umfeld auch allen anderen Gruppen zugute: durch mehr Straßenverkehrssicherheit und angemessene öffentliche Verkehrsmittel oder zugängliche öffentliche Räume und einen ungehinderten Zugang zu Angeboten.

Konzepte zur Schaffung einer seniorenfreundlichen Umgebung sind auch eine besondere Verpflichtung für das WHO-Regionalbüro für Europa bei der Zusammenarbeit im Rahmen der Europäischen Innovationspartnerschaft im Bereich „Aktives und gesundes Altern“, einer Verpflichtung, von der wir uns sehr viel versprechen. Diese Arbeit bietet auch gute Chancen zur Fortsetzung unserer Zusammenarbeit mit Partnern in Dänemark, mit der dänischen Sozialverwaltung und mit interessierten Kommunen wie den an diesem Wettbewerb beteiligten. Es ist wichtig, auf den Erfahrungsaustausch und auf gegenseitiges Lernen zu setzen und auf der Fachtagung aufzubauen, mit der das Regionalbüro in diesem Jahr zu diesem Wettbewerb beigetragen hat.

Heute, da wir hier zusammen die Ergebnisse dieses Wettbewerbs feiern, freue ich mich sehr, feststellen zu können, dass die Liste der positiven Beispiele für unterstützende Umfelder weiterhin rapide wächst.

Es ist mir eine besondere Ehre, den zweiten Preis in dem Wettbewerb „Eine Stadt für alle Generationen“ an die Stadt Skanderborg zu überreichen.

Das von Skanderborg präsentierte Projekt ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie ein Stadtzentrum durch gezielte Einbeziehung älterer wie junger Freiwilliger ausgebaut werden kann. Das generationsübergreifende Projekt zur Dekoration einer Mauer in der Stadt ist ein großartiges Beispiel für ein gelungenes Zusammenwirken zwischen Schulen und Seniorenzentren. Diese freiwilligen Beiträge wurden von der Stadtverwaltung finanziell unterstützt, sodass sich weitere Handlungschancen ergaben.

Das Projekt beruht auf den Grundsätzen freiwilliger Arbeit: Die meisten Menschen beteiligen sich am liebsten spontan nach ihren Bedürfnissen und Interessen. Die Freiwilligen können nach eigenem Ermessen an genau den Veranstaltungen und Initiativen teilnehmen, die sie ansprechen und interessieren. Alle diese Initiativen der Stadt Skanderborg werden weiter ausgebaut und im Frühjahr 2013 im Rahmen der „Freiwilligen Aktionswoche“ eine zentrale Rolle spielen.

Meinen herzlichen Glückwunsch!