Erklärung des WHO-Regionaldirektors für Europa zum Konflikt in Bergkarabach
Erklärung des WHO-Regionaldirektors für Europa zum Konflikt in Bergkarabach
Kopenhagen, 22. Oktober 2020
Die WHO verfolgt weiterhin mit Besorgnis die Eskalation der Kampfhandlungen in den Gebieten von und um Bergkarabach.
Seit Ende September wurden infolge der Gewalt Zehntausende Zivilisten vertrieben, Hunderte verwundet und viele getötet. Unser tiefes Mitgefühl gilt allen betroffenen Familien und allen Mitgliedern der betroffenen Gemeinschaft.
Die Feindseligkeiten haben bereits zu einer dramatischen Beschleunigung der Übertragung von COVID-19 geführt. Eine Fortsetzung von Gewalt und nachfolgender Vertreibung würde die ohnehin schon prekäre gesundheitliche Lage noch weiter verschärfen.
Der Konflikt hat eine direkte Beeinträchtigung der Gesundheitsversorgung zur Folge, sodass die durch die Pandemie schon belasteten Gesundheitssysteme weiter unter Druck geraten. All dies kommt zu einer Zeit, in der die Fallzahlen von COVID-19 in allen Teilen der Europäischen Region der WHO weiter sprunghaft ansteigen.
Die WHO fordert, zum Schutz von Menschenleben und Existenzen vor einer in unserer Zeit beispiellosen Bedrohung für die öffentliche Gesundheit keine Zeit zu verlieren und keine Mühen zu scheuen.
Die WHO appelliert dringend an alle Beteiligten, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht die Zivilbevölkerung und die die Verwundeten und Kranken versorgenden Gesundheitseinrichtungen zu schützen. Vor dem Hintergrund von COVID-19 ist es vor allem lebenswichtig, zum Zwecke der Aufrechterhaltung der Bekämpfung der Pandemie das gesamte Gesundheitspersonal vor Gewalt zu schützen.
Zur Erhaltung des Zugangs zur Gesundheitsversorgung, eines grundlegenden Menschenrechts, ist eine unverzügliche Einstellung der Kampfhandlungen oberstes Gebot.