3: Wohlbefinden und seine kulturellen Rahmenbedingungen

Kultur als Gesamtheit der unverwechselbaren geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Eigenschaften angesehen werden sollte, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen, und dass sie über Kunst und Literatur hinaus auch Lebensformen, Formen des Zusammenlebens, Wertesysteme, Traditionen und Überzeugungen umfasst.

UNESCO, 2001 Allgemeine Erklärung zur kulturellen Vielfalt

Zentrale Aussagen

Mit der Annahme von „Gesundheit 2020" beauftragten die Mitgliedstaaten das WHO-Regionalbüro für Europa, das Wohlbefinden der Bevölkerung in der Region zu messen und ganzheitlich darüber Bericht zu erstatten. 

Wohlbefinden ist ein verbindendes Konzept, das für viele Politikbereiche von Bedeutung ist. Sich mit Wohlbefinden zu befassen, bietet eine wichtige Gelegenheit, um einen gesamtstaatlichen Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit der Bevölkerung in der Europäischen Region der WHO zu nutzen.

Ein zunehmender Bestand an Evidenz zeigt, dass: 

  • Wohlbefinden auf der lokalen und nationalen Ebene zuverlässig gemessen werden kann;
  • die Ergebnisse etwas zeigen, das durch andere Messungen nicht erfasst wird; und
  • die Gestaltung politischer Maßnahmen unter Berücksichtigung von Wohlbefinden die Durchführung gesundheitsbezogener Programme, Dienstleistungen und Leistungen verbessern kann. 

Wohlbefinden wird auf der subjektiven individuellen Ebene erfahren; es kann durch eine Reihe von Indikatoren auf der Bevölkerungsebene auch objektiv dargestellt werden, etwa durch Bildung, Einkommen und die Wohnsituation. Der großen Komplexität von Wohlbefinden lässt sich nur mit einem interdisziplinären integrierten Gesundheitsforschungsansatz Rechnung tragen. Dies wird eine dauerhaftere Nutzung unterschiedlicher Arten von qualitativer Evidenz erfordern, um die aus Befragungen zu Wohlbefinden verfügbaren quantitativen Daten zu verbessern.

Der Vergleich von Daten zu subjektivem Wohlbefinden zwischen Gruppen aus sehr unterschiedlichen kulturellen Kontexten bleibt eine Herausforderung. Weil kulturelle Rahmenbedingungen großen Einfluss auf das Wohlbefinden haben, muss ihre Bedeutung für Wohlbefinden und für Gesundheit allgemein systematischer untersucht werden. 

Zur Verbreitung von Informationen über Wohlbefinden sollte ein stärker partizipatorisch ausgerichteter Ansatz auf der Grundlage der Mitsprache lokaler Gemeinschaften genutzt werden. Eine von oben nach unten verlaufende Berichterstattung erfasst wahrscheinlich nicht die große Vielfalt der kulturellen Rahmenbedingungen, innerhalb derer Gesundheit und Wohlbefinden angesiedelt sind. 

Im Januar 2015 begann die WHO mit einer Untersuchung der kulturellen Rahmenbedingungen von Gesundheit, die die Erkenntnisse über den Einfluss von Kultur auf das Wohlbefinden und auf Gesundheit allgemein aufbereiten soll. Eines ihrer längerfristigen Ziele besteht darin, mehr Instrumente und Methoden hervorzubringen, um Wohlbefinden zu messen und darüber Bericht zu erstatten.