Faktoren mit einem Einfluss auf die interkulturelle Vergleichbarkeit von Maßen für subjektives Wohlbefinden

Um Messfehler zu minimieren, sind gute Erhebungsmethoden unentbehrlich: Fragebogendesign und -validierung, angemessene Übersetzungspraktiken (beispielsweise Rückübersetzung), kognitive Erprobung usw. Auf jeden Fall ist Vorsicht geboten, wenn internationale Vergleiche gezogen werden, weil erst noch weitere Forschung erforderlich ist, um die interkulturelle Vergleichbarkeit von Maßen für subjektives Wohlbefinden zu belegen.

Sprache

Semantische und konzeptionelle Äquivalenzprobleme müssen berücksichtigt werden. Semantische Äquivalenz bezieht sich auf die Wahl der Begriffe und semantischen Strukturen, um die Äquivalenz der Übersetzung sicherzustellen. Konzeptionelle Äquivalenz betrifft die Frage, inwieweit ein Konzept unabhängig von den verwendeten Wörtern in der Zielsprache existiert. Bei Hervorhebungen (beispielsweise durch Großbuchstaben) können in nicht auf lateinischen Buchstaben basierenden Schriften zusätzliche operative Schwierigkeiten entstehen. 

Kognitive Schwierigkeiten

Die Cantril Self-Anchoring Striving Scale hat sich in unterschiedlichen kulturellen Kontexten als kognitiv problematisch erwiesen, zum Teil weil die Formulierungen, mit denen das Konzept beschrieben wird, relativ umständlich ist. Die Verwendung metaphorischer Konstrukte könnte ebenfalls nicht in allen Kulturen gleich nützlich sein. Kontextuelle Effekte Im Fall erfahrenen Wohlbefindens können kurzfristige Ereignisse große Auswirkungen auf die Werte haben. Wenn beispielsweise als Bezugszeitraum ein Sonntag gewählt wird, ergeben sich im Allgemeinen höhere Werte für erfahrenes Wohlbefinden. Allerdings gibt es auch hier kulturell bedingte Abweichungen: Wie zu erwarten ist,  fallen die Werte für Freitage in muslimischen Gesellschaften höher aus, weil dies der Gebetstag ist, an dem die meisten Menschen nicht arbeiten.

Antwortverzerrung

Manche Kulturen können auf einer Skala von 0 bis 10 Zahlenpräferenzen haben. Es ist jedoch schwer zu bestimmen, ob es sich dabei um wirklich unterschiedliche Niveaus von subjektivem Wohlbefinden oder um einen kulturell bedingten Ansatz zu Zahlen handelt. 

Eignung

Manche Fragen wie solche, die vorgeben, die Lebensbewertung in den nächsten fünf Jahren zu messen, funktionieren möglicherweise nicht in allen Kulturen gleich gut.