Gesundheitskompetenz zählt in finnischen Schulen zu akademischen Kompetenzen
In den landesweiten Lehrplänen finnischer Schulen zählt Gesundheitskompetenz zu jenen Kompetenzen, die helfen fundierte gesundheitliche Entscheidungen zu treffen und die Faktoren zu identifizieren, die die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden betreffen, und an ihnen zu arbeiten.
In einem Versuch, das Erlernen von gesundheitsbezogenen Kompetenzen zu fördern, wurde die Vermittlung von Gesundheitskompetenz als ein Pflichtbestandteil des Lehrplans für Grund- und weiterführende Schulen wie auch die Sekundaroberstufe in Finnland eingeführt.
Gesundheitskompetenz – eine wichtige Determinante für Gesundheit
Aus gesundheitspolitischer Sicht hat die Verbesserung der Gesundheitskompetenz unter Jugendlichen das Potenzial, zur Bewältigung der gesundheitlichen Ungleichgewichte beizutragen. „Gesundheitskompetenz ist noch immer eine eindeutige Determinante für Gesundheit und das Gesundheitsverhalten von Jugendlichen“, sagt Leena Paakkari, Dozentin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften an der Universität Jyväskylä in Zentralfinnland.
Unter Verweis auf eine kooperative Studie der WHO über das Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC-Studie) merkt Paakkari an, dass Jugendliche mit einer höheren Gesundheitskompetenz ihre eigene Gesundheit und ihr Selbstwertgefühl allgemein besser bewerten und eigenen Angaben zufolge u. a. mehr Sport treiben, seltener rauchen und weniger Alkohol trinken sowie bessere Schlafgewohnheiten haben.
Gesundheitskompetenz als ein Teil des finnischen landesweiten Kernlehrplans
Finnische Schüler sind mittlerweile in der Europäischen Region mit am besten über Gesundheit informiert. Dies liegt zum Teil daran, dass ihnen schon in der Schule im Rahmen der Gesundheitserziehung Gesundheitskompetenz vermittelt wird. Das Fach Gesundheitserziehung zählt unter finnischen Schülern zu den beliebtesten Fächern. Die lehrplanbasierte Vermittlung von Gesundheitskompetenz ist eine Komponente, anhand derer gewährleistet wird, dass alle Kinder im schulpflichtigen Alter Gelegenheit erhalten, die Kompetenzen zu erwerben, die zur Förderung und Aufrechterhaltung ihrer Gesundheit erforderlich sind.
„Vor zwanzig Jahren bestand eine gewisse Dringlichkeit, nachdem mehrere groß angelegte Studien alarmierende Veränderungen bei der Gesundheit und dem Gesundheitsverhalten von Jugendlichen aufgezeigt hatten“, erklärt Lasse Kannas, emeritierter Professor der Universität Jyväskylä. „Es wurde erkannt, dass es erforderlich ist, die Entwicklung gesundheitsbezogener Kompetenzen, also von Gesundheitskompetenz, schon in der Schule zu fördern. Zu jener Zeit erfolgte die Vermittlung gesundheitsbezogener Themen im Rahmen anderer Schulfächer. Dies wurde als unzureichend angesehen, um grundlegende gesundheitsbezogene Kompetenzen in der Schule zu entwickeln.“
Verschiedene maßgebliche Akteure, wie das Bildungsministerium, das Ministerium für Gesundheit und Soziales, Institute für öffentliche Gesundheit, im Bereich der öffentlichen Gesundheit tätige Nichtregierungsorganisationen, Lehrerverbände und Wissenschaftler verschiedener Universitäten waren gleichermaßen besorgt über die Gesundheit und das Wohlbefinden von Jugendlichen und teilten die Vision eines neuen unabhängigen Pflichtfachs in Schulen. Ab 2004 wurde im Rahmen der grundlegenden Bildung ebenso wie in der Sekundaroberstufe Zeit und Raum für die Vermittlung von Gesundheitskompetenz eingeräumt.
„Zum Ende der Sekundaroberstufe ist Gesundheitskompetenz auch Teil der finnischen Abschlussprüfung, wenn die Schüler Gesundheitserziehung als eines ihrer Testfächer wählen“, erklärt Paakkari. „Die Noten aus diesem Fach zählen auch für die Bewerbung an Universitäten und anderen höheren Bildungseinrichtungen. Gesundheitskompetenz zählt also zu den akademischen Kompetenzen.“
Universitäre Gesundheitskompetenz-Schulung für Lehrer
In Finnland müssen alle Lehrer für Gesundheitserziehung ein entsprechendes Schulungsprogramm auf Universitätsebene durchlaufen, um sich für dieses Fach zu qualifizieren. So wird die Qualität der Lehre gewährleistet. Darüber hinaus bieten verschiedene Verlage Lehrbücher, Material für computergestütztes Lernen, Lehrerhandbücher und Übungsbücher für Schüler für das Fach Gesundheitserziehung an. Im Rahmen der grundlegenden Bildung müssen Kommunen und Schulen gewährleisten, dass alle Schüler freien Zugang zu allen relevanten Unterrichtsmaterialien haben.