Weltgesundheitsversammlung, Tag 8: Fortschritte in der Bewältigung nichtübertragbarer Krankheiten
Die Versammlung billigte eine Reihe aktualisierter Grundsatzoptionen und Interventionen, mit Hilfe derer die Länder die globalen Zielvorgaben für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten erreichen können. Dadurch werden Maßnahmen betont, welche die Belastung der Menschen mit Risikofaktoren für nichtübertragbare Krankheiten abbauen. Dazu zählen etwa die Besteuerung von Tabak und zuckerhaltigen Getränken, das Verbot von Tabakwerbung und neue Rezepturen für Lebensmittel zur Absenkung des Salzgehalts.
Punkte von besonderem Interesse für die Europäische Region
Ausschuss A: Die Rolle der Gesundheitspolitik für die Handhabung von Chemikalien
Die Delegierten billigten einen neuen Fahrplan für mehr Einfluss der Gesundheitspolitik auf eine vernünftige Handhabung von Chemikalien. Deutschland und die Russische Föderation betonten die übergeordnete Bedeutung der Gesundheitsaspekte für diesen Bereich und erklärten, dass sie den Fahrplan unterstützten.
Ausschuss A: Globale Strategie der WHO für die Gesundheit von Frauen, Kindern und Jugendlichen: die Gesundheit von Jugendlichen
Im Namen vieler Mitgliedstaaten auch aus der Europäischen Region wies Kanada darauf hin, dass die heute lebenden 1,3 Mrd. Jugendlichen über den Erfolg der Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) entscheiden werden. Junge Menschen zu befähigen und ihre Menschenrechte zu sichern werde für den Erfolg unerlässlich sein. Kanada stellte fest, dass Jugendliche Zugang zu einer Reihe hochwertiger Gesundheitsangebote benötigten, hierunter angemessene Angebote im Bereich sexuelle und reproduktive Gesundheit.
Ausschuss A: Globale Vektorenbekämpfung
Mehrere Delegationen begrüßten den vorgeschlagenen strategischen Ansatz für die globale Vektorenbekämpfung im Zeitraum 2017–2030. Damit sollen Epidemien von durch Vektoren übertragenen Krankheiten verhindert und bis 2030 die Inzidenz dieser Krankheiten um mindestens 60% und die durch sie verursachte Sterblichkeit um mindestens 75% verringert werden. Viele Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region betonten die Bedeutung einer stetigen Bekämpfung und Überwachung von Vektoren, damit die Rückkehr überwunden geglaubter Krankheiten sowie die Ausbreitung von Vektoren in neue Gebiete verhindert werden könnten. Sie riefen auch gemeinsam zu weiteren Investitionen in die Erforschung der Vektoren und einer wirksamen Bekämpfung auf.
Ausschuss A: Fortschrittsberichte zu übertragbaren Krankheiten
Mehrere Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region äußerten sich zum Fortschrittsbericht zur Globalen Strategie mit Zielvorgaben für die Prävention und Bekämpfung der Tuberkulose (Tb) und die Versorgung von Tuberkulosepatienten. Sie merkten an, dass der globale Fortschritt ermutigend sei, die Bedrohung durch multiresistente Tuberkuloseformen jedoch sehr ernst genommen und gemeinsam mit den antimikrobiellen Resistenzen bekämpft werden müsse. Die Mitgliedstaaten wiesen auch auf die Problematik der HIV/Tb-Koinfektionen hin. Die Russische Föderation machte darauf aufmerksam, dass sie in Moskau am 16. und 17. November Gastgeberin einer globalen Ministerkonferenz zur Eliminierung der Tuberkulose im Zeitalter der nachhaltigen Entwicklung durch ressortübergreifende Maßnahmen sein werde.
Ausschuss A: Fortschritte in der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Die Fortschritte hinsichtlich der gesundheitsbezogenen SDG wurden geprüft und der kommende Generaldirektor gebeten, den Mitgliedstaaten alle zwei Jahre über Fortschritte auf globaler und regionaler Ebene zu berichten. Norwegen regte an, dass die WHO neue Wege der Datenpräsentation beschreite, so dass nachlassender Fortschritt hervorgehoben würde. Norwegen wies auch darauf hin, dass Tabak, Umwelt und Straßenverkehrssicherheit wichtige Themen seien, über die regelmäßig berichtet werden müsse. Polen äußerte seine uneingeschränkte Unterstützung für die Umsetzung der Agenda 2030 und führte aus, dass nichtübertragbare Krankheiten und die Eindämmung des Tabakgebrauchs zu den Prioritäten des Landes zählten.
Ausschuss B: Adipositas im Kindesalter beenden
Der Plan zur Umsetzung von Empfehlungen der Kommission für die Beseitigung der Adipositas im Kindesalter wurde begrüßt. In ihm wird die Bedeutung einer Umgestaltung der Umfelder betont, die den Zugang zu ungesunder Ernährung ermöglichen oder gar fördern und die den Kindern ein körperlich aktives Leben erschweren. Viele Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region bekundeten ihre Unterstützung. Die Slowakei wies auf die Verknüpfung zwischen Adipositas im Kindesalter und geänderten Rezepturen hin. Im gleichen Sinne begrüßte Estland, dass das Regionalbüros eine Besteuerung zuckerhaltiger Getränke empfehle und die Länder hierbei unterstützen wolle. Monaco wies auf seine Förderung des Stillens sowie die Förderung gesunder Lebensweisen in Schulen durch regelmäßige körperliche Betätigung und Unterricht im Zubereiten gesunder Mahlzeiten hin.
Ausschuss B: Krebsprävention und -bekämpfung
Eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung und Ausweitung der Prävention, Früherkennung, frühzeitigen Behandlung und Palliativversorgung wurden gebilligt. Viele Länder der Europäischen Region unterstützten diesen integrierten Ansatz und hießen die Erstellung eines Weltberichts zu Krebs mit evidenzbasierten Empfehlungen für eine Ausweitung der Krebsbekämpfung willkommen. Die erste Ausgabe des Berichts soll 2019 erscheinen.
Ausschuss B: Synergieeffekte mit dem Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs
Es wurde ein Beschluss gefasst, in dem die Konferenz der Vertragsparteien des Rahmenübereinkommens darum gebeten wird, Informationen über die Ergebnisse ihrer zweijährlich stattfindenden Tagung künftigen Weltgesundheitsversammlungen vorzulegen. Einige Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region bekundeten ihre Unterstützung für diesen Beschluss. Norwegen betonte die klare Verbindung zwischen den Zielvorgaben für nichtübertragbare Krankheiten, dem Erreichen der gesundheitsbezogenen SDG und der Umsetzung des Rahmenübereinkommens.
Ausschuss B: Gehörverlust
Es wurde vereinbart, die Maßnahmen zur Prävention von Taubheit und Gehörverlust zu verstärken. Eine Resolution wurde angenommen, in der die Regierungen unter anderem dazu aufgefordert werden, Versorgungsstrategien für Ohr und Gehör in ihre primäre Gesundheitsversorgung zu integrieren. Mehrere Staaten aus der Europäischen Region begrüßten die Resolution. Die Slowakei führte an, dass dort Gehörtests bereits vor einem Jahrzehnt allgemein verbindlich vorgeschrieben wurden. Andere merkten an, dass technologischer Fortschritt zwar neue Methoden zur Unterstützung der Menschen mit Gehörverlust gebracht habe, dass dies aber die Prävention von Gehörverlust nicht ersetzen könne.
Ausschuss A: Förderung der Gesundheit von Migranten und Flüchtlingen
Am 29. Mai wurde der kommende Generaldirektor ersucht, die Länder in Bezug auf die Förderung der Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten zu beraten und Erkenntnisse zu sammeln, die dem Entwurf eines globalen Aktionsplans dienen würden, der von der 72. Weltgesundheitsversammlung im Jahr 2019 behandelt werden solle. Der Rahmen aus Prioritäten und Leitprinzipien zur Förderung der Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten wurde begrüßt, den die WHO in Zusammenarbeit mit der Internationalen Organisation für Migration und dem Amt des Hohen Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen erarbeitet hatte. Im Verlaufe der Erörterung würdigten viele Mitgliedstaaten aus der Europäischen Region die Führungsrolle und wichtige Arbeit des Regionalbüros in diesem Bereich, wozu auch die Entwicklung und Annahme einer Strategie für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten im Jahr 2016 zähle. Einige Länder betonten, wie wichtig die zielgerichtete fachliche Unterstützung der WHO für die Handhabung ihrer gemeinsamen Aktivitäten für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten sei.