Ungarn: Abschätzung der Absorptionsfähigkeit des Gesundheitssystems für große Zuströme von Migranten (2016)
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2016, viii + 22 Seiten
ISBN 978 92 890 5158 3
Schon das gesundheitspolitische Rahmenkonzept der WHO für die Europäische Region, „Gesundheit 2020“, rückte den Themenbereich Migration und Gesundheit sowie verschiedene Aspekte wie Vulnerabilität, Gleichstellung und Menschenrechte in den Fokus. Ungarn wurde danach von einem großen Zustrom durch Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten, in der Mehrzahl aus Afghanistan, Irak und der Arabischen Republik Syrien, in signifikanter Weise betroffen. Die ungarische Regierung rechnete 2015 mit knapp 400 000 Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten, das wären ca. 33% der 1,2 Millionen Menschen, die bereits im Oktober 2015 die Außengrenzen der Europäischen Union (EU) überquert hatten. Zum Zeitpunkt dieser Bewertung waren es über 360 000 Menschen, von denen mehr als 170 000 Asyl beantragt hatten. 80% der 2015 ankommenden Menschen verließen das Land wieder binnen weniger Tage und weitere 10% verließen es binnen zwei Wochen mit einem anderen Ziel innerhalb der EU. Ungarn war also zugleich ein bedeutsames Aufnahmeland und ein Transitland.
In diesem Bericht wird die Lage in Ungarn behandelt, wie sie sich vor den Gesetzen zur Schließung der Grenze vom 16. Oktober darstellte, als sehr viele Flüchtlinge, Asylbewerber und Migranten den jahreszeitlich fallenden Temperaturen trotzend die Grenzen überquerten. In dieser Situation forderte die ungarische Regierung, genauer: das Staatssekretariat für Gesundheit im Ministerium für menschliche Entwicklung, eine Erkundungsmission der WHO an, durch welche die Gesundheitsbehörden in der Bewertung der Fähigkeit des Gesundheitssystems unterstützt werden sollten, den großen Zustrom an Flüchtlingen, Asylbewerbern und Migranten zu bewältigen. Das Ministerium für menschliche Entwicklung und das WHO-Regionalbüro für Europa führten vom 12. bis 16. Juni 2015 diese Bewertung gemeinsam im Rahmen des PHAME-Projektes (Public Health Aspects of Migration in Europe) unter aktiver Teilnahme von Vertretern der ungarischen Regierung sowie einiger nichtstaatlicher und internationaler Organisationen durch.