Gemeinsame Pressemitteilung von WHO-Regionalbüro für Europa und ECDC: In der Europäischen Region werden stündlich 30 Menschen mit Tuberkulose diagnostiziert. Es ist an der Zeit, die Krankheit ein für alle Mal zu besiegen

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Kopenhagen/Stockholm, 19. März 2019

Aus dem jüngsten Bericht der WHO und des ECDC mit dem Titel Tuberkulose-Surveillance und -Kontrolle in der Europäischen Region 2019 (Daten von 2017) geht hervor, dass trotz eines Rückgangs der Zahl der Tuberkulosepatienten insgesamt die Krankheit nach wie vor eine erhebliche Bedrohung für die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region darstellt. Von den 275 000 Neudiagnosen und Rückfällen leiden Schätzungen zufolge 77 000 Menschen an schwer behandelbarer multiresistenter Tuberkulose (MDR-Tb). Dabei stellt sich die Situation in den Ländern der Europäischen Union und des Europäischen Wirtschaftsraums (EU/EWR) günstiger dar: hier wurden nur 1041 Menschen mit MDR-Tb registriert. Doch die meisten Länder in der Region, darunter viele aus der EU und dem EWR, tun sich schwer mit der erfolgreichen Behandlung der Patienten.

„Tuberkulose lässt sich sowohl verhindern als auch heilen; jetzt ist es an der Zeit, die Krankheit bis 2030 zu beenden. Doch wenn wir nicht zügig und entschlossen handeln, werden sich die resistenten Formen der Krankheit in Europa weiter ausbreiten. Trotz der Herausforderungen und Gefahren, denen wir gegenüberstehen, bin ich zuversichtlich, dass die Europäische Region über alle Voraussetzungen verfügt, um hier eine Führungsrolle zu übernehmen. Wir verfügen über das nötige Wissen und die nötigen Technologien, fähige Gesundheitsfachkräfte und ein hohes Maß an politischer Entschlossenheit, niemanden zurückzulassen. Uns stehen also sämtliche Mittel zur Verfügung, um die Tuberkulose zu beenden,” sagte Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa.

Dr. Vytenis Andriukaitis, Europäischer Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, erklärte: „Obwohl die Tuberkulose eine alte, vermeidbare und heilbare Krankheit ist, verursacht sie in der Europäischen Union und darüber hinaus immer noch zu viel Leid und Tod. Tuberkulose hatte 2018 einen hohen Stellenwert auf der Tagesordnung der Weltpolitik und politische Führer aus aller Welt haben sich verpflichtet, energische Anstrengungen zu ihrer Beendigung zu unternehmen. Diese Dynamik muss nun genutzt werden, um die Tuberkulose aus allen Richtungen und auf allen Ebenen zu bekämpfen. Die Kommission hat ihre Entschlossenheit erklärt, die Mitgliedstaaten der EU im Rahmen der übergeordneten Agenda für nachhaltige Entwicklung bei der Verwirklichung des Ziels, die Tuberkulose bis 2030 zu beenden, zu unterstützen. Auch wenn wir auf dem richtigen Weg sind, so sind doch weiterhin anhaltende und auf die Menschen ausgerichtete Anstrengungen unverzichtbar, um die Europäische Region und die ganze Welt tuberkulosefrei zu machen.”

Die Leiterin des ECDC, Dr. Andrea Ammon, glaubt an die Verbesserungsfähigkeit der EU- und EWR-Staaten: „Wir können die Tuberkulose bis 2030 beenden. Da das Auftreten der Krankheit in der Europäischen Region jedoch sehr uneinheitlich ist, müssen die Lösungsansätze individuell auf die einzelnen Länder zugeschnitten werden. Das ECDC wird den Ländern auch weiterhin maßgeschneiderte Unterstützung anbieten und die ergriffenen Maßnahmen grenzüberschreitend koordinieren.”

Die im September 2018 abgehaltene Tagung der Vereinten Nationen auf hoher Ebene zur Bekämpfung der Tuberkulose, auf der führende Politiker aus der ganzen Welt ihre Entschlossenheit zur Beendigung der Tuberkulose bis 2030 gemäß den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) bekräftigten, hat der Welt Hoffnung gegeben. Dieses politische Bekenntnis gilt es jetzt in konkrete Maßnahmen zur Beendigung der Tuberkulose umzusetzen.

Neue Hoffnung auf Behandlung der medikamentenresistenten Tuberkulose

Bisher bedeutete eine Diagnose mit MDR-Tb für die Patienten den Beginn einer äußerst unangenehmen zweijährigen Behandlung. Doch nun empfiehlt die WHO für die Behandlung der MDR-Tb Medikamente, die sicherer und wirksamer sind und auch eine geringere Gefahr schwerer Nebenwirkungen mit sich bringen, sowie einen neuen Behandlungsverlauf, der eine bessere Wirkung verspricht.

Dies ist auch eine willkommene Veränderung für die Länder der EU und des EWR, die Probleme mit der erfolgreichen Behandlung von Patienten mit medikamentenresistenter Tuberkulose haben. So wurden 2017 nur 45% der Patienten mit MDR-Tb erfolgreich behandelt, bei extensiv resistenter Tuberkulose (XDR-Tb), der noch resistenteren Form der Krankheit, wurden nur 28% als erfolgreich behandelt gemeldet.

Frühzeitige Diagnosetests entscheidend

Es kommt entscheidend auf eine ordnungsgemäße und zügige Diagnose an. Je früher ein Patient diagnostiziert wird, desto schneller kann die Behandlung eingeleitet werden, wodurch Leiden gelindert und eine weitere Übertragung der Krankheit verhindert wird. Aus dem neuen Bericht geht hervor, dass nur knapp über die Hälfte aller neu gemeldeten Tuberkulosepatienten mit den von der WHO empfohlenen Schnelltests diagnostiziert wurden. Um die Diagnose zu verbessern und geeignete Behandlungsmethoden zu gewährleisten, müssen auf Ebene der Länder die Kapazitäten für die Schnelldiagnose der resistenten Formen der Tuberkulose vorhanden sein.

Insgesamt gesehen verbessert sich die Situation in der Europäischen Region zu langsam, um die Tuberkulose bis 2030 beenden zu können. Um die in den SDG vorgesehene Zielvorgabe für Tuberkulose erfüllen zu können, sind neue ressortübergreifende Lösungsansätze erforderlich; außerdem müssen die derzeit verfügbaren Instrumente wirksamer genutzt werden, und ein patientenorientierter Ansatz in der Versorgung ist unverzichtbar.