RC65: Höhepunkte von Tag 1

Ihre Königliche Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark und die WHO-Regionaldirektorin für Europa eröffneten die 65. Tagung des Regionalkomitees (RC65) und wiesen auf bereichsübergreifende Maßnahmen als übergeordnetes Thema der Tagung hin. Die Präsidentin der Republik Litauen begrüßte über 300 Delegierte aus den Mitgliedstaaten der Europäischen Region in Vilnius.

Wahl der Tagungsleitung

  • Rimantė Šalaševičiūtė, Gesundheitsministerin Litauens, wurde zur Präsidentin des RC65 gewählt.
  • Taru Koivisto (Finnland) wurde zur Exekutivpräsidentin gewählt.
  • Dr. Benoît Valet aus Frankreich wurde zum Stellvertretenden Exekutivpräsidenten gewählt.
  • Dr. Mario Miklosi aus der Slowakei wurde zum Berichterstatter gewählt. 

Einleitende Bemerkungen von Dalia Grybauskaitė, Präsidentin der Republik Litauen

Präsidentin Grybauskaitė begrüßte die Delegierten in Litauen und unterstrich, dass die Beschlüsse des RC65 auf das unendlich wertvolle Ziel gesunder Menschen ausgerichtet seien. Sie stellte fest, dass es nicht leicht sei, die aktuellen Herausforderungen für die Gesundheit, etwa die Zunahme der Migration, anzugehen, dass sie jedoch durch gemeinsames Handeln gemeistert werden könnten. Präsidentin Grybauskaitė wünschte dem RC65 Erfolg beim Erreichen strategischer Ergebnisse, die die Grundlage für die öffentliche Gesundheitspolitik in der Europäischen Region der WHO bilden würden.

Ansprache Ihrer Königlichen Hoheit, der Kronprinzessin von Dänemark

Als Schirmherrin des WHO-Regionalbüros für Europa hielt Ihre Königliche Hoheit eine Ansprache an das RC65. Unter Bezugnahme auf die globale Agenda für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 unterstrich die Kronprinzessin die wesentliche Rolle von Gesundheit bei der Minderung der Armut und als Messgröße für nachhaltige Entwicklung. Ihre Königliche Hoheit sprach auch Gesundheitsfragen an, denen ihr besonderes Interesse gilt, und schilderte dabei ihren Besuch in Tadschikistan im Oktober 2014, bei dem sie gemeinsam mit der WHO-Regionaldirektorin für Europa für die Gesundheit und die Immunisierung von Müttern und Kindern warb. 

„Es war herzzerreißend, die verheerenden Folgen einer Krankheit zu sehen, die sich vermeiden lässt. Polio kann und wird – so hoffen wir alle – bald der Vergangenheit angehören", erklärte die Kronprinzessin.

Darüber hinaus bekundete sie erneut ihre Entschlossenheit, gemeinsam mit der WHO auf die Verbesserung der Gesundheit von Frauen und Mädchen hinzuwirken und dafür zu sorgen, dass sie weiter im Mittelpunkt der Entwicklungsbemühungen stehen. 

Ansprache von Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa, zur Arbeit des WHO-Regionalbüros für Europa

Dr. Jakab ließ die gesundheitsbezogenen Herausforderungen, Entwicklungen und Verbesserungen des vergangenen Jahres Revue passieren, indem sie das Ziel der Europäischen Region der WHO hervorhob, gestützt auf das Rahmenkonzept „Gesundheit 2020" mehr Chancengleichheit und Nachhaltigkeit im Gesundheitsbereich für Europa zu schaffen. Viele Länder nutzten den Rahmen, um breiter angelegte, kohärente und miteinander verknüpfte Politikkonzepte zu erarbeiten. Die Regionaldirektorin erläuterte, dass bereichsübergreifende Maßnahmen das übergeordnete Thema des RC65 seien, da eine ressortübergreifende Politikgestaltung eine entscheidende Voraussetzung für gesundheitliche Verbesserungen darstelle.

„Im Wesentlichen unterstützt „Gesundheit 2020" die richtigen politischen Entscheidungen für die Gesundheit. Unsere zentrale Aufgabe ist der Schutz der Gesundheit als universeller Wert und ihre Förderung als soziales und politisches Ziel für Staat und Gesellschaft insgesamt", so Dr. Jakab.

Als positive Entwicklungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit nannte Dr. Jakab unter anderem: die Einrichtung ressortübergreifender Kabinettsausschüsse zur Förderung von Gesundheit, einen jährlichen Rückgang der Tuberkuloseinzidenz um 6% in den vergangenen fünf Jahren, die wahrscheinliche Eliminierung der Malaria in der Europäischen Region bis Ende 2015, eine jährliche Senkung des Alkoholkonsums um 2% und die Positionierung von Gesundheit als zentraler Aspekt der nachhaltigen Entwicklung. Ferner lenkte sie die Aufmerksamkeit auf andere Herausforderungen, die besonderen Anlass zur Sorge gäben, wie die 136 000 Neuinfektionen mit HIV, die 2014 regionsweit verzeichnet worden seien, bestätigte Fälle von Poliomyelitis, die infolge niedriger Durchimpfungsraten in der Region zirkuliere, und die gesundheitlichen Bedürfnisse der Vielzahl von Flüchtlingen und Migranten, die sich in der Region aufhielten. 

Dr. Jakab forderte die Delegierten auf, bei der Verwirklichung der 2030-Agenda für nachhaltige Entwicklung „sicherzustellen, dass wir bereit sind und dass niemand auf der Strecke bleibt". 

Plenardiskussion 

Die Delegierten begrüßten den Bericht der Regionaldirektorin und bekundeten ihre Anerkennung für die Fortschritte in zentralen gesundheitsrelevanten Fragen sowie die Kohärenz der Gesundheitspolitik, die durch die Umsetzung von „Gesundheit 2020" erzielt worden sei. Der Delegierte von Zypern kommentierte die Rede zusammenfassend: „Weiter so, Dr. Jakab!"

Immer wieder wurde in den Bemerkungen der Vertreter von Mitgliedstaaten und internationalen Organisationen angesprochen, dass alle Akteure – Länder wie Organisationen – bei der Bewältigung der humanitären Krise und der Gesundheitsprobleme zusammenarbeiten müssten, die sich aus dem massiven Zustrom von Flüchtlingen und Migranten in die Europäische Region der WHO ergeben. 

Redner mehrerer Länder erkannten an, dass die Ebola-Krise in Westafrika die Notwendigkeit einer Reform der WHO-Mechanismen für Notlagen deutlich gemacht habe. Darüber hinaus wurde die Notwendigkeit angesprochen, 

  • ein stärkeres Bekenntnis zur Umsetzung des globalen Aktionsplans der WHO zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen und des Europäischen Impfaktionsplans abzugeben, 
  • den potenziellen Beitrag des Privatsektor zur Entwicklung des Gesundheitswesens zu verstehen, 
  • der Europäischen Region die führende Rolle bei der Evaluation der Internationalen Gesundheitsvorschriften zuzuweisen und
  • zur Klärung der Nominierung von Sachverständigen für globale zwischenstaatliche Prozesse beizutragen. 

Ein Redner aus Ungarn gab das Angebot seiner Regierung bekannt, die RC-Tagung 2017 in Budapest auszurichten. 

Partnerschaften für Gesundheit 

Einleitende Erklärungen bildeten den Auftakt für eine Podiumsdiskussion über den Beitrag von Partnerschaften zur verbesserten Gesundheit in der Europäischen Region der WHO. Dr. Mark Dybul, Exekutivdirektor des Globalen Fonds zur Bekämpfung von AIDS, Tuberkulose und Malaria, Anuradha Gupta, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der GAVI-Allianz, und die WHO-Regionaldirektorin für Europa schilderten ihre Prioritäten und ihre Vision für eine stärkere Europäische Region, die von ihren Partnern vermehrt unterstützt wird. 

„Partnerschaften sind von entscheidender Bedeutung für unsere Arbeit", stellte Dr. Jakab fest und unterstrich die ausgezeichnete Zusammenarbeit der WHO mit dem Globalen Fonds wie mit der Gavi-Allianz. 

Professor Martin McKee von der London School of Hygiene and Tropical Medicine leitete die Diskussion der Podiumsmitglieder, zu denen die Gesundheitsministerin der Republik Moldau (Ruxanda Glavan), Delegierte Georgiens und des Staatlichen Amtes für Gesundheit und Gemeinwohl Schwedens sowie die Eröffnungsredner gehörten. Alle Podiumsteilnehmer sprachen sich für ein verstärktes Vorgehen aus, um die bereichsübergreifende Zusammenarbeit zugunsten eines Wandels weiter voranzutreiben.

Ein Delegierter der International Federation of Medical Student Associations (Internationaler Verband der Vertretungen von Medizinstudierenden, IFMSA) fragte die Teilnehmer, wie es der Region gelingen könne, die Menschen in den Mittelpunkt ihrer Gesundheitsversorgung zu stellen. Anuradha Gupta entgegnete, dass es zunächst erforderlich sei, Isolationen im Gesundheitswesen zu durchbrechen und damit zu beginnen, in die Menschen zu investieren.

Reform der WHO: Fortschritte und Folgen für das WHO-Regionalbüro für Europa

Die Reform der WHO steht seit 2011 regelmäßig auf der Tagesordnung des RC. Bei der Diskussion im Plenum wurde vor allem darauf eingegangen, wie der Ebola-Ausbruch in Westafrika die Notwendigkeit deutlich gemacht habe, die Reform der Rollen der drei Ebenen der WHO zu beschleunigen, rasch Personal zu mobilisieren, Partnerschaften mit anderen Einsatzkräften aufzubauen, zügig Zugang zu angemessenen Finanzmitteln zu schaffen und die Forschung und Entwicklung zu Epidemien und Gesundheitsnotlagen voranzutreiben. Was die Ausweitung der Rechenschaftslegung und Regelkonformität in der gesamten WHO betreffe, so verfüge das Regionalbüro bereits über einen belastbaren internen Kontrollrahmen, jedoch könne mehr getan werden, etwa indem die Befolgung der Empfehlungen aus Rechnungsprüfungen mit individuellen Leistungsbewertungen verknüpft und die Verwaltungskapazität in den Länderbüros gestärkt würde. Zur Reform der Führungsstrukturen habe das Regionalbüro in letzter Zeit mehrere Initiativen eingeleitet, die unter anderem Verfahren für die Nominierung des Regionaldirektors, die Aufsicht durch die Mitgliedstaaten, die Steuerung der Tagesordnungen und Resolutionen der leitenden Organe und die Transparenz bei der Wahl der Mitglieder des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees und des Exekutivrates der WHO beträfen. 

Die Delegierten mehrerer Mitgliedstaaten hoben hervor, dass die Befolgung der Finanzvorschriften das Vertrauen in die Verwendung der bereitgestellten Mittel für den vorgesehenen Zweck fördere. In weiteren Wortmeldungen wurde die Notwendigkeit geäußert, das neue Mobilitätskonzept für die Bediensteten so zu gestalten, dass es fair für die Mitarbeiter ist und dass die Kapazitäten an unentbehrlichem Personal beibehalten werden. 

Migration und Gesundheit 

Bei einer informellen Zusammenkunft während der Mittagspause betonten Minister und Delegationsleiter, dass ein regionsweiter, umfassender und systematischer Ansatz benötigt werde, um die durch die Migration in die Länder der Europäischen Region entstehenden Herausforderungen für die öffentliche Gesundheit in Angriff nehmen zu können. An der Diskussion beteiligten sich zahlreiche Länder, die die Rolle der WHO als die für öffentliche Gesundheit zuständige Organisation der Vereinten Nationen anerkannten und dazu aufforderten, sie bei der Behandlung dieser Frage weiter zu unterstützen. 

Die Delegationsleiter hoben hervor, in welchen wichtigen Bereiche eine konzeptionelle Beratung vorrangig benötigt werde, darunter: Notfallplanung, Krankheitsüberwachung, Verfahren für die medizinische Bewertung und Immunisierung. Die Regionaldirektorin erklärte, dass die zwischenstaatliche und interregionale Zusammenarbeit verstärkt werden müsse, um die Gesundheit von Flüchtlingen wie Migranten und der Bevölkerung der aufnehmenden Länder zu schützen und zu verbessern. 

Das RC65 beschloss, dass die WHO möglichst bald eine Konferenz abhalten solle, um sich auf einen gemeinsamen gesundheitspolitischen Ansatz für die großen Migrationsströme in die Region zu verständigen. 

Fachinformationssitzung: Gesundheit von Frauen 

Auf der Sitzung wurden erste Erkenntnisse aus einer eingehenden Untersuchung zur Gesundheit von Frauen in vier Lebensphasen – Mädchen, Jugendliche, erwachsene Frauen und ältere Frauen – vorgestellt, die in einem neuen Bericht mit dem Titel „Beyond the mortality advantage: investigating women's health in Europe" (Vorteile jenseits der verbesserten Mortalitätsraten: Untersuchungen zur Gesundheit von Frauen in Europa) enthalten sind. 

Veranstaltungen vor dem Beginn des RC65

Zweijährige Kooperationsvereinbarung zwischen Usbekistan und dem WHO-Regionalbüro für Europa
Bei einem bilateralen Treffen am 13. September 2015 unterzeichneten das Gesundheitsministerium Usbekistans und das Regionalbüro eine zweijährige Kooperationsvereinbarung, in der die Prioritäten für ihre gemeinsame Arbeit im Zeitraum 2015–2016 festgelegt sind.

Pressekonferenz im litauischen Gesundheitsministerium

Am 10. September 2015 informierten die WHO-Regionaldirektorin für Europa und der Gesundheitsminister Litauens Vertreter nationaler und internationaler Medien über Fragen, die während des RC65 zur Diskussion stehen. Sie beantworten Fragen zur Reform des Gesundheitswesens, zu den Fortschritten Litauens in verschiedenen Gesundheitsbereichen und zur Migration.

Informationsveranstaltung für nichtstaatliche Organisationen (NGOs) 

Am 13. September nahmen 24 Vertreter von 16 NGOs an einer Informationsveranstaltung teil, um sich mit zentralen Punkten auf der Tagesordnung des RC65, dem Rahmenprogramm des RC und Verfahren für ihre Beteiligung vertraut zu machen.

Höhepunkte von Tag 2

  • Ansprache von Dr. Margaret Chan, WHO-Generaldirektorin
  • Vorstellung des Europäischen Gesundheitsberichts 2015
  •  Podiumsdiskussionen zur Förderung ressort- und organisationsübergreifender Maßnahmen für mehr Gesundheit und Wohlbefinden mit Schwerpunkt auf folgenden Themen:
    • Fortschritte im Bereich Umwelt und Gesundheit 
    • soziale Determinanten von Gesundheit und Gesundheitskompetenz 
    • nachhaltige Entwicklung und Außenpolitik
  • Eine Fachinformationssitzung zu Fortschritten hinsichtlich eines nachhaltigen Arbeitskräfteangebots im Gesundheitswesen.