Höhepunkte von Tag 1: RC66 eröffnet – die zentrale Rolle von Gesundheit in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung
Die 66. Tagung des WHO-Regionalkomitees für Europa (RC66) in Kopenhagen, an der über 400 Delegierte teilnehmen, wurde von Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Dänemark und der WHO-Regionaldirektorin für Europa eröffnet. Das übergeordnete Thema der Tagung ist die zentrale Rolle von Gesundheit in dem Streben, bei der Umsetzung der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung in den Ländern niemanden zurückzulassen.
Wahl der Tagungsleitung
- Dr. Kristján Þór Júlíusson, Gesundheitsminister von Island, wurde zum Präsidenten des RC66 gewählt.
- Dr. Benoît Vallet aus Frankreich wurde zum Exekutivpräsidenten gewählt.
- Dagmar Reitenbach aus Deutschland wurde zur Stellvertretenden Exekutivpräsidentin gewählt.
- Eduard Salachow aus der Russischen Föderation wurde zum Berichterstatter gewählt.
Ansprache Ihrer Königlichen Hoheit der Kronprinzessin von Dänemark
In ihrer Ansprache hob Ihre Königliche Hoheit Kronprinzessin von Dänemark hervor, dass die Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung mit ihrer ausdrücklichen Zielsetzung, ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters zu gewährleisten und ihr Wohlergehen zu fördern, genau auf jene Güter abziele, die die Menschen am höchsten schätzten: Gesundheit und Glück. Sie unterstrich den ökonomischen, sozialen und ökologischen Nutzen eines glücklichen Lebens und betonte, dass ein besonderes Augenmerk auf Frauen und Mädchen zu richten sei.
„Auch ich bin der Überzeugung, dass Mädchen und Frauen eine entscheidende Rolle beim Aufbau einer gesunden, wohlhabenden und nachhaltigen Gesellschaft ausfüllen. ... Unsere Fähigkeit, wahrhaft grundlegende Veränderungen und Ergebnisse bei allen 17 Zielen herbeizuführen, hängt von der Verwirklichung von Gleichheit zwischen den Geschlechtern und von erheblichen Fortschritten für Mädchen und Frauen ab“, sagte sie. Die Kronprinzessin bezeichnete die Strategie zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen in der Europäischen Region der WHO und den Aktionsplan zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit als nützliche Instrumente und Orientierungshilfe für die Mitgliedstaaten auf diesem Gebiet.
Eröffnungsansprache der dänischen Gesundheitsministerin Sophie Løhde
Die Ministerin begrüßte die Delegierten zum RC66 in Kopenhagen und erklärte, eine starke WHO sei wichtiger denn je, um die gesundheitlichen Gefahren in allen Teilen der Welt wirksam bekämpfen zu können. Sie brachte ihre konkrete Unterstützung des Europäischen Handlungsrahmens für eine integrierte Leistungserbringung im Gesundheitswesen zum Ausdruck, der am 13. September erörtert werden soll, sowie für den globalen Aktionsplan zu Demenzerkrankungen, der im kommenden Jahr auf der Tagesordnung der Weltgesundheitsversammlung stehen wird. Unter Bezugnahme auf gemeinsame Herausforderungen durch nichtübertragbare Krankheiten erwähnte die Ministerin, dass Dänemark neulich den vierten nationalen Plan zur Bekämpfung von Krebs vereinbart und das Ziel erklärt habe, bis 2030 die erste rauchfreie Generation zu erreichen.
Ansprache von Dr. Zsuzsanna Jakab, WHO-Regionaldirektorin für Europa
Dr. Jakab schilderte den Delegierten die gesundheitliche Lage in der Europäischen Region und nannte herausragende Erfolge sowie fortbestehende Herausforderungen. Sie bemerkte, dass „Gesundheit 2020“ vollständig mit der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und den Zielen für nachhaltige Entwicklung (SDG) kompatibel sei und die Arbeit in Richtung des letztendlichen Ziels lenke, nämlich gerechter und nachhaltiger mehr Gesundheit für die Bevölkerung zu sichern. Die Regionaldirektorin führte aus, wie das Regionalbüro seine Arbeit ausweite durch verstärkte Kooperation und ressortübergreifende Netzwerke für kleinere Länder, Subregionen und Städte, bessere Gesundheitsinformationssysteme, einen Aktionsplan für Kooperationszentren mit Fortbildungskursen und Sommerseminaren, intensive Zusammenarbeit mit Partnern, den vereinbarten Rahmen für die Zusammenarbeit mit nichtstaatlichen Akteuren und das neue betriebsbereite Programm für gesundheitliche Notfälle.
„Die SDG geben uns eine hervorragende Grundlage zur Bildung einer Koalition für Gesundheit unter Leitung der WHO, die maßgebliche Organisationen der Vereinten Nationen einbezieht und mit Mitgliedstaaten zusammen arbeitet,“ sagte sie. Die Ausweitung der anerkannten Rolle und Arbeit des Regionalbüros, erfolge als Reaktion auf diese „unruhige und anstrengende Zeit“.
In Bezug auf die Tagesordnung des RC66 verwies Dr. Jakab die Delegierten auf die Strategie und den Aktionsplan für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region, die, wie sie hoffe, zu einem globalen Rahmen führen würden, auf den ersten Aktionsplan gegen Virushepatitis und auf Chancen, die sich aus der Befolgung des Lebensverlaufansatzes durch die Strategie zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens von Frauen in der Europäischen Region und den Europäischen Aktionsplan zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit ergäben.
„Mit dem nötigen politischen Willen und einem anhaltenden fachlichen und professionellen Engagement können wir auch weiter dazu beitragen, dass Gesundheit und Wohlbefinden den ihnen gebührenden Platz in der menschlichen Entwicklung erhalten,“ schloss sie.
Plenardiskussion
Die Slowakei, die derzeit die Präsidentschaft im Rat der Europäischen Union innehat, ergriff im Namen der Europäischen Union und ihrer Mitgliedstaaten das Wort und legte besonderes Gewicht auf die Reform der WHO. Die Region solle im Bereich der Reform der Führungsstrukturen vorangehen und das Sekretariat seine Arbeit mit Blick auf die Aktionspläne und Strategien rationalisieren und priorisieren.
Viele Delegationen drückten der Regionaldirektorin und dem Regionalbüro gegenüber ihren Dank aus für die geleistete Unterstützung auf Ebene der Region wie der Länder. Sie erkannten „Gesundheit 2020“ als eine nützliche Zukunftsvision und einen Rahmen an, der nach den Worten der türkischen Delegation „eine Brücke zwischen den Millenniums-Entwicklungszielen und den Zielen für nachhaltige Entwicklung“ bauten.
In Wortmeldungen mehrerer Mitgliedstaaten wurden weitere Themen berührt, so die Notwendigkeit einer beschleunigten Verwirklichung des einheitlichen Gesundheitsinformationssystems für die Europäische Region, die Bewältigung der nichtübertragbaren Krankheiten und insbesondere die Beherrschung des Tabak- und Alkoholkonsums, die Frage der alternden Bevölkerungen und insbesondere Demenzerkrankungen, die gemeinsamen Lösungsansätze für Klima- und Gesundheitsschutz und die gemeinsame Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen. Sie begrüßten außerdem die Schaffung des neuen Programms für gesundheitliche Notlagen.
Christian Friis-Bach, Exekutivsekretär der Wirtschaftskommission der Vereinten Nationen für Europa sprach von der Zusammenarbeit unter dem Dach der Vereinten Nationen und der Notwendigkeit, Mauern einzureißen und synergetisch für die Agenda 2030 zu arbeiten.
Michel Kazatchkine, Sondergesandter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen für Aids in Osteuropa und Zentralasien, dankte der Regionaldirektorin dafür, auf die alarmierende Zunahme der HIV/Aids-Epidemie in Osteuropa und Zentralasien hingewiesen zu haben. Zum gleichen Thema bemerkte Vinay Patrick Saldanha, Leiter des Regionalen Unterstützungsteams für Osteuropa und Zentralasien des Gemeinsamen Programms der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS), dass dies nicht die Zeit für ein „weiter so“ sei. Er bot die Unterstützung der Länder durch UNAIDS an, damit sie Neuinfektionen, Diskriminierung und aidsrelatierte Sterbefälle auf Null bringen könnten.
Eliminierung übertragbarer Krankheiten
Während des Mittagessens der Minister wurde das Thema übertragbare Krankheiten erörtert in Einigkeit darüber, dass nachhaltige politische Entschlossenheit darüber entscheide, ob die Ziele zur Eliminierung der Masern, der Röteln und der Mutter-Kind-Übertragung von HIV erreicht werden könnten und die Region ihren Status als polio- und malariafrei verteidigen werde. Es wurde angemerkt, dass epidemiologische Überwachung, Prävention und Behandlung durch das Aufkommen von Migranten, Flüchtlingen und Binnenvertriebenen erschwert werde, und dass hier Kooperation und ein gemeinsames Vorgehen erforderlich seien, da übertragbare Krankheiten keine Grenzen kennten.
Fachinformationssitzung zur Anpassung des Kontrollrahmens für Gesundheit 2020 an die SDG
In der Mittagspause konnten die Teilnehmer mehr über die Arbeit der Europäischen Gesundheitsinformations-Initiative (EHII) erfahren, eines Netzwerks aus 25 Mitgliedstaaten sowie Vertretern regionaler und nationaler Institutionen und Verbände. Das EHII soll zu Gesundheit und Wohlbefinden in der Europäischen Region beitragen, indem es durch die Förderung, Erzeugung und Nutzung fachlich fundierter Informationen die Entscheidungsfindung erleichtert, und auf ein einheitliches integriertes Gesundheitsinformationssystem für die Region hinarbeiten. In Vorträgen wurde die aktuelle Arbeit zur Angleichung der Kontrollrahmen für „Gesundheit 2020“ und die SDG erläutert.
Bericht des 23. Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees
Der Vorsitzende des 23. Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC), Dr. Benoit Vallet, schaute zurück auf die Arbeit des SCRC. Er beschrieb die Aufgabe des SCRC als die eines Bindeglieds zu den Mitgliedstaaten in der Zeit zwischen den Tagungen des Regionalkomitees. Zur Vorbereitung des RC66 habe der SCRC besonders auf die Gliederung der Tagesordnung und den Zeitrahmen für jeden Punkt geachtet.
Lebensverlaufansatz für die Gesundheit und Erklärung von Minsk
Als Gastgeber der Europäischen Ministerkonferenz der WHO zum Lebensverlaufansatz im Kontext von Gesundheit 2020, die im Oktober 2015 in Minsk stattgefunden hatte, führte der Gesundheitsminister von Belarus, Dr. Vasily Zharko, in die Thematik ein. Dr. Zharko stellte fest, dass die Erklärung von Minsk zu einem besseren Verständnis der Regierungen davon beigetragen habe, wie wichtig Investitionen in ihre Bevölkerung und künftige Generationen im Rahmen eines Lebensverlaufansatzes seien, und dass dies sie dazu ermutige „früh, rechtzeitig und gemeinsam zu handeln“.
Die Delegierten verabschiedeten einmütig die Resolution zur Erklärung von Minsk
Reform der WHO: Fortschritte und Folgen für die Europäische Region
Dr. Jakab äußerte sich zum Gang der Reform der WHO in der Europäischen Region. Sie verwies auf die Restrukturierung des Regionalbüros im Bereich der Gesundheitssicherheit, durch die sie drei Programme zusammengeführt habe, die an der Bewältigung aller Gesundheitsgefahren beteiligt seien: Warn- und Reaktionsmaßnahmen, Bereitschaftsplanung in den Ländern und Koordinierung der Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV).
In Bezug auf den Rahmen für die Zusammenarbeit der WHO mit nichtstaatlichen Akteuren (FENSA) bekräftigte Dr. Jakab, dass die größte Herausforderung nun in der stimmigen Umsetzung liege. Das Regionalbüro werde für das RC67 seine Partnerschaftsstrategie überarbeiten.
Im Namen des SCRC lobte Dagmar Reitenbach das Regionalbüro für seine substanziellen Beiträge zur Reform der WHO. Sie fügte hinzu, dass das Regionalbüro auch in Bezug auf die Reform der Führungsstrukturen weiter den Weg voran weisen solle.
Island wiederholte von der Slowakei vorgebrachte Anmerkungen und äußerte sich besorgt über die Zahl der vorgelegten Aktionspläne und stellte die Frage, ob diese das Regionalbüro ebenso wie die Mitgliedstaaten überfordern könnten. Mehrere Mitgliedstaaten unterstützten diese Bemerkung. Sie betonten zudem die Notwendigkeit einer Anpassung der Region an Strategien der globalen Ebene und äußerten Bedenken gegen eine automatische Annahme globaler Vereinbarungen. Island regte für das RC67 die Erarbeitung von Grundsätzen hierzu an. Die Regionaldirektorin stellte fest, dass ein ausgewogenes Verhältnis gefunden werden müsse und dass eine strategische Erörterung notwendig sei, welche Fachthemen sich in Aktionsplänen niederschlagen müssten.
Veranstaltungen vor der Eröffnung von RC66
Informationsveranstaltung zum Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen und zur beschleunigten Umsetzung der IGV
Auf dieser informellen Veranstaltung wurde über das neu geschaffene Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen, seine Struktur, seine Umsetzung in der Region und seinen Betrieb rund um die Uhr informiert. Es wurde eine Bild der Reaktion der WHO auf akute und andauernde Notlagen gezeichnet, hierunter den Ausbruch von Polioviren in Israel, Tadschikistan und der Ukraine, die humanitären Krisen in der Arabischen Republik Syrien und in der Ukraine und aufkommende Bedrohungen etwa durch das Zika-Virus.
Die Teilnehmer wurden auch über den Stand der Maßnahmen der WHO im Rahmen des überarbeiteten Überwachungs- und Evaluationsrahmens für die IGV und die Vision gestärkter Gesundheitssysteme zur Umsetzung der IGV informiert.
In den Beratungen wiederholten mehrere Länder, wie notwendig das einheitliche Programm der WHO für gesundheitliche Notlagen aller drei Ebenen der Organisation sei. Sie betonten auch, wie wichtig es sei, dass die WHO die Überwachung und Evaluierung der IGV einschließlich der eingesetzten finanziellen Ressourcen koordiniere. Dr. Jakab bemerkte in ihren Schlussworten zu dieser Veranstaltung: „Wir betrachten die IGV als den entscheidenden Rahmen für die Arbeit der WHO und der Länder in gesundheitlichen Notlagen und rufen alle dazu auf, ihre Umsetzung zu beschleunigen.
Vorbereitungen auf die Sechste Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit
Die Delegierten wurden über die Vorbereitungen auf die Sechste Ministerkonferenz Umwelt und Gesundheit unterrichtet, die vom 13. bis 15. Juni 2017 in Ostrava (Tschechische Republik) stattfindet. Gegenwärtig wird über sieben mögliche vorrangige Bereiche für die Konferenz verhandelt: Sicherstellung der Umweltverträglichkeit der Gesundheitssysteme, sichere und nachhaltige Wasserver- und Abwasserentsorgung, Sicherstellung der Nachhaltigkeit und Widerstandsfähigkeit der Städte in der Europäischen Region gegenüber den Folgen der globalen Umweltveränderungen, Verbesserung der Luftqualität, Beseitigung der Bedrohung für die menschliche Gesundheit für die Länder im Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft, Stärkung der Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel und Verbesserung der Chemikaliensicherheit.
Informationsveranstaltung für nichtstaatliche Organisationen
Am RC66 nehmen insgesamt 34 nichtstaatliche Organisationen teil. Sie wurden auf einer Informationsveranstaltung über die Tagesordnung informiert und erhielten weitere Informationen über den FENSA sowie über die Einbeziehung sozialer Medien in die diesjährige Tagung.
Höhepunkte von Tag 2:
- Die Rolle von Gesundheit in der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung und der Halbzeitbericht über die Umsetzung von Gesundheit 2020
- Handlungsrahmen für eine integrierte Leistungserbringung im Gesundheitswesen
- Strategie und Aktionsplan für die Gesundheit von Flüchtlingen und Migranten in der Europäischen Region
- Europäischer Aktionsplan zur Förderung der sexuellen und reproduktiven Gesundheit