Rede: Europäische Ministerkonferenz der WHO zum Thema Ernährung und nichtübertragbare Krankheiten im Kontext von Gesundheit 2020

4. Juli 2013, Wien (Österreich)

Herr Präsident, sehr geehrte Exzellenzen, Ministerinnen und Minister, Delegierte, Kolleginnen und Kollegen, meine Damen und Herren,

Lassen Sie mich zunächst der Regierung der Republik Österreich dafür danken, dass sie diese Europäische Ministerkonferenz der WHO zum Thema Ernährung und nichtübertragbare Krankheiten im Kontext von Gesundheit 2020 ausrichtet.
Ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel beeinträchtigen die Gesundheit erheblich und in manchen Ländern der Europäischen Region nimmt der negative Effekt derzeit noch zu. Insbesondere der Anstieg der Adipositas im Kindesalter ist besorgniserregend.

Wir alle sind uns der negativen Auswirkungen auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Einzelpersonen wie auch der Belastungen für die Gesellschaft, ihres Gesundheitssystems und ihrer Wirtschaft bewusst.

Ich glaube daher, dass es wichtig ist, die Europäische Charta zur Bekämpfung der Adipositas (die sog. „Charta von Istanbul“) erneut zu betrachten und sie mit neuem Leben zu erfüllen.

In der Europäischen Region verursachen nichtübertragbare Krankheiten mehr als 8 von 10 Todesfällen und ca. 77% der Krankheitslast. Sie sind mit allgemeinen Risikofaktoren verknüpft, doch sind sie sehr ungleich verteilt und spiegeln ein soziales Gefälle wider.

Doch die ihnen zugrunde liegenden Determinanten von Gesundheit wie Nahrung und Bewegung bieten uns eine hervorragende Chance zum Eingreifen.

Ich bin mir deshalb sicher, dass Sie am Ende dieser Konferenz abgestimmten und entschlossenen Maßnahmen zur Vorsorge und Bewältigung der Adipositas und mit ihr verknüpften nicht übertragbaren Krankheiten beipflichten werden.  Damit meine ich die Unterstützung eines Ernährungssystems, das die Gesundheit fördern, Nachhaltigkeit unterstützen und Chancengleichheit sichern hilft. Hierdurch füllen Sie auch unser neues Rahmenkonzept für Gesundheit und Wohlbefinden „Gesundheit 2020“ mit Leben.

Sehr geehrte Damen und Herren, Maßnahmen zum Abbau der ernährungsbedingten nichtübertragbaren Krankheiten erfordern ein Engagement der gesamten Gesellschaft. Doch die Maßnahmen dienen nicht nur der Gesundheit, sondern unterstützen auch das Wirtschaftswachstum und die Umwelt.

Aber ja, wir müssen hierfür in Aufklärung investieren. Wir benötigen engagierte und gut informierte Bürger. Wir benötigen aber auch einen Staat, der mit aller Kraft für ein gesundheitsförderliches Umfeld arbeitet, insbesondere indem er sich um Produktion, Verbrauch, Vermarktung, Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Bezahlbarkeit der Lebensmittel kümmert. 

Außerdem müssen wir gemeinsam die Thematik Ernährung und körperliche Betätigung im gesamten Lebensverlauf sowie die Ursachen der Adipositas aufgreifen.
Überall auf der Welt essen die Menschen immer mehr industriell verarbeitete Lebensmittel. Die Europäische Region bildet hier keine Ausnahme. Gesündere Optionen müssen verfügbarer und bezahlbarer werden. 

Nicht nur die Tabakbranche, auch die Lebensmittelindustrie fordert uns heraus.
Diese Wirtschaftszweige sind wichtige Akteure. Ich fordere sie dazu auf, nicht nur nach freiwilligen Vereinbarungen zu streben, die eine Regulierung durch die Regierung erschweren, sondern sich ernsthaft um neue Rezepturen sowie eine bessere Kennzeichnung und Vermarktung ihrer Produkte zu bemühen, so dass die Branche selbst zu einer Lösung der Problematik beiträgt.

Auch möchte ich noch einmal an die Politische Erklärung der Vereinten Nationen zum Thema nichtübertragbare Krankheiten erinnern, in der Prävention als wichtigster Aspekt einer globalen Antwort auf diese kostspielige, tödliche und anspruchsvolle Epidemie genannt ist.

Meine Damen und Herren, als ich kürzlich einen Bericht des Regionalbüros über die Vermarktung von Nahrungsmitteln an Kinder vorstellte, bekräftigte ich erneut meine feste Überzeugung, dass sich die Trends, insbesondere in Bezug auf die Adipositas im Kindesalter, umkehren lassen, wenn wir jetzt handeln.

Ich stehe zu dieser Aussage und sehe der Zusammenarbeit mit Ihnen im Sinne einer solchen Agenda erwartungsvoll entgegen.

Ich danke Ihnen.