Ansprache der WHO-Regionaldirektorin für Europa
Regional Committee for Europe, Sixty-third session
Çeşme Izmir (Turquie), 16-19 septembre 2013
Herr Präsident, Exzellenzen, sehr geehrte Damen und Herren Minister, Delegierte, Vertreterinnen und Vertreter von Partnerorganisationen, meine Damen und Herren!
Es ist mir ein außerordentliches Vergnügen, Sie hier zur 63. Tagung des Regionalkomitees für Europa begrüßen zu dürfen. Und es ist eine wirkliche Ehre und ein Privileg, zum vierten Mal auf einer Tagung des Regionalkomitees zu Ihnen sprechen und Ihnen über die Erfolge und Fortschritte seit unserer letzten Zusammenkunft Bericht erstatten zu können.
Bevor ich fortfahre, möchte ich die Gelegenheit nutzen, jedem von ihnen einzeln zu danken. Ich bin Ihnen dankbar für den kooperativen Geist, den Sie in unsere Zusammenarbeit eingebracht haben. In den vergangenen drei Jahren hat es eine Vielzahl von Veränderungen auf dem Weg zu mehr Gesundheit in unserer Europäischen Region gegeben. Veränderungen erfordern Mut, und zu diesem Mut möchte ich Ihnen gratulieren.
2010 habe ich einen auf fünf Jahre angelegten Plan für die Europäische Region vorgelegt, durch den eine Verbesserung der gesundheitlichen Situation erreicht und bestehende Ungleichheiten abgebaut werden sollen. Er wurde damals mit Ihrer Unterstützung vom Regionalkomitee angenommen. Wir vereinbarten danach einen Fahrplan mit konkreten Meilensteinen, um dem WHO-Regionalbüro für Europa eine Reaktion auf die allmähliche Veränderung der Rahmenbedingungen zu ermöglichen und seine Position weiter zu stärken: als ein auf der Grundlage von Evidenz arbeitendes Kompetenzzentrum für Gesundheitspolitik und Fragen der öffentlichen Gesundheit, das den Anforderungen der heterogenen Europäischen Region mit ihren Mitgliedstaaten besser gerecht wird.
In den vergangenen drei Jahren haben wir gemeinsam unseren konzeptionellen Kurs bestimmt und eine Reihe wichtiger Strategien und Aktionspläne ausgearbeitet und vereinbart. Aber am wichtigsten war es, dass Sie, das Regionalkomitee, „Gesundheit 2020“ als einem Rahmenkonzept für Gesundheit und Wohlbefinden zugestimmt haben. Dies geschah nicht zuletzt im Hinblick auf die Reformen in der WHO genau zum richtigen Zeitpunkt. Wie von mir versprochen, richten wir nun unseren Schwerpunkt auf die Umsetzung in die Praxis – in einem gemeinsamen Vorgehen mit den Mitgliedstaaten und Partnern, das darauf abzielt, etwas zugunsten der Gesundheit zu bewegen.
Drei Jahre, nachdem Sie sich hinter meinen Plan gestellt haben, ist es mir eine Ehre, Ihnen berichten zu können, dass die Arbeit in allen Bereichen entweder abgeschlossen oder zumindest sehr weit fortgeschritten ist. Dort, wo sie noch nicht abgeschlossen ist, liegt dies daran, dass wir noch auf das endgültige Ergebnis des Reformprozesses warten.
Heute möchte ich mich primär auf eine Reihe ausgewählter vorrangiger Bereiche konzentrieren und Ihnen dabei einen Überblick über Auswirkungen und erste Ergebnisse geben.
Auch wenn „Gesundheit 2020“ eine Initiative unserer Region war, so war sie doch eng mit der Reform der WHO verknüpft und angesichts der Herausforderungen auf globaler Ebene und in der Region, die wir alle bewältigen müssen, auch notwendig.
Hier zeigt sich, wie Maßnahmen, die auf das gesamte Spektrum der Gesundheitsdeterminanten abzielen, zu breiterem Nutzen für die Gesellschaft führen: in sozialer wie ökonomischer Hinsicht.
Zur Erinnerung: In „Gesundheit 2020“ werden zwei strategische Hauptziele und vier vorrangige Handlungsfelder genannt, nach denen mein Vortrag gegliedert ist.
Die vergangenen zwölf Monate seit der Annahme von „Gesundheit 2020“ in Malta waren voller aufregender Fortschritte und Entwicklungen. Wir haben die Energie und das Engagement unserer Organisation gezielt zu seiner Verwirklichung eingesetzt. Dies war eine systematische Anstrengung mit dem klaren Ziel, in der gesamten Europäischen Region auf verschiedenen nationalen und internationalen Foren Bewusstsein zu schaffen, und wir haben „Gesundheit 2020“ und die ihm zugrunde liegenden evidenzbasierten Studien auf zahlreichen renommierten Veranstaltungen präsentiert.
Ich bin hoch erfreut, dass die beiden veröffentlichten Dokumente dem Regionalkomitee nun in allen Arbeitssprachen vorliegen. Außerdem haben wir die maßgeblichen Grundsatzstudien abgeschlossen und erweitert. Deshalb danke ich Herrn Prof. Sir Michael Marmot dafür, dass er mit so viel Geschick die Studie über die sozialen Determinanten von Gesundheit und das Gesundheitsgefälle in der Europäischen Region zu einem erfolgreichen Abschluss geführt hat. Wir werden seinen Abschlussbericht hier während des Regionalkomitees präsentieren und ihn auch heute während des Mittagessens für die Minister erörtern. Wir haben auch einen Begleitband zum Thema Politikgestaltung und Steuerung für mehr Gesundheit im 21. Jahrhundert veröffentlicht, der aus einer Studie unter Leitung von Frau Prof. Ilona Kickbusch hervorgegangen ist und der praktische Empfehlungen und ein breites Spektrum von Beispielen partizipatorischer Politikgestaltung aus unserer gesamten Region und darüber hinaus enthält. Die Veröffentlichung einer gemeinsamen Studie der WHO und der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) über die ökonomischen Argumente für gezieltes Handeln im Bereich der öffentlichen Gesundheit ist im späteren Verlauf des Jahres geplant.
Zahlreiche Länder in allen Teilen der Region haben bereits Initiativen ergriffen, um ihre nationalen Gesundheitskonzepte in Übereinstimmung mit „Gesundheit 2020“ weiterzuentwickeln. Ich bin zuversichtlich, dass dieser Prozess weiter entsprechend den Gegebenheiten und Erfordernissen in Ihren Ländern fortgesetzt wird und dass wir dadurch wirklich etwas bewegen. Wir haben Sie darin unterstützt, die in „Gesundheit 2020“ propagierten Ansätze anzupassen, und ich möchte Ihnen versichern, dass wir Ihnen auch in Zukunft unsere volle Unterstützung zukommen lassen werden.
Wir erstellen gegenwärtig ein Paket aus Instrumenten und Materialien zur Unterstützung der Mitgliedstaaten und stellen auch webgestützte Informationsinstrumente zur Verfügung. Es enthält neun miteinander verknüpfte Komponenten, über die sie morgen mehr erfahren werden.
Beim Regionalbüro haben wir alle Aspekte unserer Arbeit aus der Perspektive von „Gesundheit 2020“ betrachtet und beziehen seine strategischen Prioritäten in den operativen Planungsprozess für den Zeitraum 2014–2015 ein. In der Zwischenzeit haben wir auch unsere Kapazität zur Unterstützung der Umsetzung von Gesundheit 2020 verstärkt und ich habe die Abteilung für Politikgestaltung und -steuerung für Gesundheit und Wohlbefinden geschaffen, zu der unser ausgelagertes Fachzentrum in Venedig für Investitionen in Gesundheit und Entwicklung in Venedig gehört.
Angesichts der Vielzahl von Einflussfaktoren für die Gesundheit sowie der Tatsache, dass umgekehrt Gesundheit so viele Bereiche des menschlichen Lebens beeinflusst, können Fortschritte nur durch gesamtgesellschaftliche und gesamtstaatliche Anstrengungen erzielt werden. Daher kann jeder – vom Regierungschef über die Zivilgesellschaft bis hin zu den einzelnen Bürgern – zur Umsetzung von „Gesundheit 2020“ beitragen. Wie im Bericht über die sozialen Determinanten von Gesundheit erläutert wird, sind gesundheitliche Defizite oft die Folge der sozialen, ökonomischen, ökologischen und kulturellen Bedingungen in einer Gesellschaft und machen ein Vorgehen erforderlich, bei dem der gesamte Lebensverlauf ins Visier genommen wird.
Mit Blick auf den Bereich der sozialen Determinanten von Gesundheit möchte ich die hervorragende Arbeit unseres in Venedig angesiedelten Fachzentrums für Investitionen in Gesundheit und Entwicklung sowie dessen Unterstützung durch die italienische Regierung würdigen.
2012 haben Sie den sechs übergeordneten Zielen zugestimmt und uns gebeten, einen Kontrollrahmen für „Gesundheit 2020“ zu entwickeln.
Wir haben einen intensiven Konsultationsprozess hinter uns. Die vollständige Liste der Indikatoren wird Ihnen morgen vorgelegt. Lassen Sie mich betonen, dass das Regionalbüro hierbei Neuland betreten hat, indem es in „Gesundheit 2020“ das Konzept Wohlbefinden mit aufgenommen hat. Um für die Europäische Region ein Ziel für Wohlbefinden durch relevante Indikatoren quantifizieren zu können, haben wir die Entwicklung eines gemeinsamen konzeptionellen Ansatzes in die Wege geleitet, der aussagekräftige Messungen erlauben und für die Politikgestaltung nützliche Informationen liefern soll. Sie sind allesamt im Europäischen Gesundheitsbericht 2012 näher ausgeführt, und ich möchte an dieser Stelle Polen für die Ausrichtung einer Veranstaltung zur Vorstellung des Berichts im März dieses Jahres danken.
Ein wesentlicher Bestandteil der Bemühungen des Regionalbüros ist ein Lebensverlaufansatz mit inhaltlichen Schwerpunkten auf Krankheitsprävention, Gesundheitsförderung und Versorgungsqualität.
Seit 1990 ist die Müttersterblichkeit in der Europäischen Region der WHO um 54% zurückgegangen und ist jetzt die niedrigste von allen WHO-Regionen. Dennoch liegen in der Europäischen Region das höchste und das niedrigste Sterberisiko aufgrund von Komplikationen während Schwangerschaft oder Geburt um den Faktor 40 auseinander. Das Risiko ist davon abhängig, wo die Frau lebt und gesundheitlich versorgt wird.
Wir arbeiten gezielt auf die Verbesserung des Zugangs zu einer hochwertigen primären Gesundheitsversorgung für Schwangere, Mütter und Neugeborene hin. Deshalb möchte ich der Russischen Föderation für die Unterstützung bei der Verwirklichung dieser Ziele insbesondere in den Ländern Osteuropas und Zentralasiens danken. Die Unterstützung der Länder beim Abbau dieser Ungleichgewichte ist eine unserer Prioritäten, und dank des starken Engagements der Ministerien erleben wir bereits erste Anzeichen von Verbesserungen in der Versorgung der Mütter aufgrund der gemachten Erfahrungen.
Zu unseren Prioritäten gehört auch ein gleicher Zugang für Kinder und Jugendliche zu einer hochwertigen Gesundheitsversorgung. So haben wir unsere Bemühungen zur Verbesserung der Krankenhausversorgung intensiviert, insbesondere in Zentralasien. Erste Früchte sind bereits erkennbar: kürzere Krankenhausaufenthalte, weniger ungerechtfertigte Einweisungen, wesentlich weniger überflüssige Injektionen und dadurch Einsparung von Krankenhauskosten.
Unser jüngster Bericht im Rahmen der Studie zum Gesundheitsverhalten von Kindern im schulpflichtigen Alter (HBSC), der den Titel Soziale Determinanten für Gesundheit und Wohlbefinden junger Menschen trägt, hat in diesem Jahr eine Auszeichnung der British Medical Association erhalten.
Wir möchten Ihnen gerne auf der nächsten Tagung des Regionalkomitees einen Fortschrittsbericht zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen vorlegen, der unsere Vorschläge zur Erneuerung unseres Engagements im Einklang mit „Gesundheit 2020“ enthält.
Wir haben unsere Arbeit im Rahmen des Gesunde-Städte-Netzwerks für den Austausch bewährter Praktiken und die Bereitstellung von Empfehlungen an die Politik für altersgerechte Umfelder ausgeweitet. Im Anschluss an das Jahr für aktives Altern und Solidarität zwischen den Generationen (2012) wird diese Arbeit nun durch ein wichtiges Projekt der Europäischen Kommission unterstützt und dies stellt ein wichtiges Etappenziel für die Umsetzung von Strategie und Aktionsplan für gesundes Altern in Europa dar.
„Gesundheit 2020“ legt einen Schwerpunkt auf eine Reihe miteinander verzahnter Strategien und Interventionen zur Bewältigung der großen gesundheitlichen Herausforderungen in der Region. Diese zielen sowohl auf nichtübertragbare als auch auf übertragbare Krankheiten ab. Lassen Sie mich mit den nichtübertragbaren Krankheiten beginnen.
Die Weltgesundheitsversammlung 2013 hat die Versprechen der vergangenen beiden Jahre eingelöst: Wir haben jetzt einen neuen globalen Aktionsplan der WHO gegen nichtübertragbare Krankheiten. Der im vergangenen November unter dem Vorsitz Norwegens entwickelte globale Kontrollrahmen wurde einstimmig gebilligt. Deshalb können wir uns selbst zur Vorreiterrolle unserer Region in Bezug auf diese globale Agenda beglückwünschen
Wir können auch voller Zuversicht in die Zukunft blicken. Wie aus dieser Grafik hervorgeht, ist es uns in der Europäischen Region im vergangenen Jahrzehnt gelungen, in Bezug auf die Epidemie der Kreislauferkrankungen eine Trendwende herbeizuführen. Diese sind jetzt in allen Teilen der Region stetig rückläufig, und wir sollten zum Zieldatum 2020 für die Europäische Region bzw. 2025 für die Welt imstande sein, einen erheblichen Rückgang in Ost wie West zu vermelden.
Dennoch werden nach derzeitigem Stand auch 2025 noch die Menschen im mittleren und östlichen Teil unserer Region ein sechsfach höheres Risiko tragen, an Herzkrankheit oder Schlaganfall zu sterben, als die Menschen in Westeuropa.
Daher müssen wir unsere Bemühungen um Verbesserungen noch verstärken. So haben wir die Europäische Region anlässlich des Weltgesundheitstages 2013 an die Gefahren durch erhöhten Blutdruck erinnert. Wir haben die Bemühungen der Länder im Kampf gegen den Bluthochdruck und eine seiner wichtigsten Ursachen, die Salzaufnahme, kartiert. Mit Unterstützung der Russischen Föderation haben wir in vielen Ländern ein Programm zur Verstärkung von Maßnahmen gegen nichtübertragbare Krankheiten begonnen, unter anderem mit Maßnahmen wie unterstützenden Befragungen und ressortübergreifenden Politikgestaltungskonzepten.
Wir haben ein Instrument entwickelt, mit dem Barrieren wie Chancen für die Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten in Gesundheitssystemen bewertet werden können und es für intensive Einschätzungen in Ungarn, Kirgisistan, der Republik Moldau, der Türkei und Tadschikistan genutzt. Diese Erfahrungen werden ebenso wie die Umsetzung der Europäischen Strategie zur Prävention und Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten und die Herausforderungen, vor denen Europa im kommenden Jahrzehnt stehen wird, zentraler Gegenstand der ersten Europäischen Ministerkonferenz zum Thema nichtübertragbare Krankheiten sein. Ich möchte Turkmenistan dafür danken, dass es diese Konferenz im Dezember dieses Jahres in Aschgabat ausrichten wird.
Der Europäische Aktionsplan zur Verringerung des schädlichen Alkoholkonsums bietet einen geeigneten Rahmen für wirksame Grundsatzoptionen. Bislang haben 37 Länder nationale oder subnationale Alkoholkonzepte ausgearbeitet und zehn weitere sind noch im Begriff dies zu tun.
Wir haben in allen 53 Mitgliedstaaten Alkoholkonsum, Folgeschäden und Handlungskonzepte untersucht und in 35 Ländern der Europäischen Region einen Sachstandsbericht für 2013 über Alkohol und Gesundheit veröffentlicht. Der Alkoholkonsum der Erwachsenen ist in der Europäischen Region insgesamt in den vergangenen 20 Jahren markant zurückgegangen. Doch auch wenn insgesamt eine Abnahme im westlichen und mittleren Teil der Region sowie ein deutlicher Rückgang in Südeuropa zu verzeichnen sind, so zeigt doch der Trend im Osten der Region nach oben.
Die Maßnahmen gegen den Tabakkonsum haben zu greifbaren Resultaten geführt. Nachdem nun auch Tadschikistan Vertragsstaat des Rahmenübereinkommens der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs geworden ist, muss dieses nur noch von drei Mitgliedstaaten aus der Region ratifiziert werden. Die Russische Föderation hat ein weit reichendes Gesetz zur Eindämmung des Tabakkonsums angenommen. Die Ukraine ist rauchfrei geworden und hat Tabakwerbung verboten. Kasachstan ist auf dem Gebiet der visuellen Abschreckung zu einem Vorreiter avanciert und hat die drastischsten bildlichen Warnhinweise eingeführt. Irland schreibt nun Standardverpackungen für Tabakerzeugnisse vor.
Politisches Handeln führt also zu greifbaren Ergebnissen. In der Türkei wurde zwischen 2008 und 2012 ein Rückgang der Prävalenz rauchender Erwachsener um 4% verzeichnet, was ein gutes Vorzeichen für das Erreichen der globalen Ziele durch die Region sein könnte, falls andere Länder es der Türkei nachmachen.
Die aktuelle Debatte über die Richtlinie der Europäischen Union für Tabakerzeugnisse bringt auch ein enormes Potenzial für eine stärkere Eindämmung des Tabakkonsums in der Europäischen Region mit sich. Die WHO hat fachliche und politische Unterstützung für die geplante Richtlinie zugesagt. Doch wir dürfen uns auf unseren Erfolgen nicht ausruhen. Die Tabakindustrie betreibt mit ihrer Politik eine Eskalation, und ich möchte alle Delegationen hier dringend dazu auffordern, dieser mächtigen Lobbygruppe gegenüber Stärke zu zeigen.
Wir werden die Umsetzung des Rahmenübereinkommens morgen während des Mittagessens der Minister erörtern, und an dieser Stelle möchte ich Herrn Dr. Haik Nikogosian als Vorsitzenden des Sekretariats des Rahmenübereinkommens willkommen heißen.
Im Bereich von Ernährung und Adipositas haben wir in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte erzielt.
Sie haben mit großem Erfolg Kontroll- und Überwachungssysteme eingerichtet und ausgebaut, die für die Politikgestaltung von entscheidender Bedeutung sind. Die konzeptionelle Entwicklung in den Ländern war beachtlich: 49 Mitgliedstaaten haben nationale Konzepte entwickelt oder aktualisiert, und mehrere Länder haben sie eingehend ausgewertet.
Dennoch sind die negativen Auswirkungen ungesunder Ernährung und fehlender Bewegung, insbesondere im Form von Adipositas bei Kindern, beträchtlich und nehmen in den Ländern der Europäischen Region noch zu.
Die von der Regierung Österreichs ausgerichtete Europäische Ministerkonferenz der WHO zum Thema Ernährung und nichtübertragbare Krankheiten im Kontext von Gesundheit 2020 war ein enormer Erfolg: Die 48 anwesenden Mitgliedstaaten billigten die Erklärung von Wien, die einen Meilenstein für die öffentliche Gesundheit in der Europäischen Region darstellt. Sie haben sich bereit erklärt, koordinierte Maßnahmen zu ergreifen und so wirksam gegen ungesunde Ernährung, Adipositas, Fehlernährung und Bewegungsmangel vorzugehen.
Das Regionalkomitee wird die Erklärung von Wien und die darin vorgeschlagenen Maßnahmen noch im Einzelnen erörtern.
Im Bereich der übertragbaren Krankheiten möchte ich kurz auf die noch zu erledigenden Aufgaben zu sprechen kommen.
Mit Hilfe Ihres Engagements haben wir erhebliche Fortschritte in der Umsetzung des Strategischen Aktionsplans zur Bekämpfung von Antibiotikaresistenzen in der Europäischen Region erzielt. Ein einheitliches und koordiniertes Netz für die epidemiologische Überwachung ist Voraussetzung für die Bereitstellung regionsspezifischer Daten. Gemeinsam mit unseren Partnern haben wir die Beobachtung des Gebrauchs von Antibiotika in 17 Mitgliedstaaten außerhalb der EU unterstützt; 12 von ihnen sind inzwischen bereit, diese Daten erstmals zu veröffentlichen. Durch eine Partnerschaft mit dem niederländischen Institut für Bevölkerungsgesundheit und Umwelt (RIVM) und der Europäischen Gesellschaft für klinische Mikrobiologie und Infektionskrankheiten (ESCMID) haben wir ein neues Netz für die Überwachung antimikrobieller Resistenzen in den Ländern außerhalb der EU geschaffen. Dieses Netz ergänzt die hervorragende epidemiologische Überwachung innerhalb der EU-Länder. Wir haben auch Länder darin unterstützt, ihre ressortübergreifende Koordination und ihre Kapazitäten zur epidemiologischen Überwachung auszudehnen.
Dank der guten Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) haben wir den Europäischen Antibiotikatag auch in die Länder außerhalb der EU getragen. Hier möchte ich Ihrer Königlichen Hoheit Kronprinzessin Mary von Dänemark herzlich für ihre Unterstützung danken.
Die Maßnahmen zur Umsetzung des Konsolidierten Aktionsplans für die Prävention und Bekämpfung von multiresistenter und extensiv resistenter Tuberkulose (MDR-/XDR-Tb) in der Europäischen Region der WHO tragen schon erste Früchte; Einzelheiten hierzu finden Sie im dazu gehörigen Fortschrittsbericht.
Dies wurde nur durch die substanzielle Unterstützung von Partnern wie dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, der Europäischen Kommission und dem ECDC möglich. In den vergangenen zwei Jahren haben Bedienstete der WHO in diesem Zusammenhang insgesamt 71 Dienstreisen in 23 Mitgliedstaaten durchgeführt und neun nationale Programme einer eingehenden Prüfung unterzogen. Ich habe mit Ihnen und vielen Staatschefs die Bedeutung eines Gesundheitssystem-Ansatzes zur Bekämpfung der Tuberkulose erörtert.
Die Länder haben ihre Kapazitäten zur Aufdeckung der MDR-Tb ausgeweitet, sodass inzwischen über die Hälfte aller geschätzten Fälle in unserer Region aufgedeckt werden. Die Aufnahme einer Behandlung stieg 2012 auf 96% aller Fälle an. Allerdings sind die Behandlungserfolge mit Erfolgsquoten zwischen 18% und 80% stark schwankend. Deshalb arbeiten wir jetzt mit den Mitgliedstaaten und dem Globalen Fonds daran, die verbleibenden Lücken zu schließen.
Ich möchte Sie dazu einladen, die Sammlung bewährter Praktiken im Ausstellungsbereich zu besuchen.
Als Reaktion auf die steigende Zahl von Menschen in der Europäischen Region, die mit HIV leben, setzen wir den Europäischen Aktionsplan HIV/Aids um.
2011 stieg in der Europäischen Region die Zahl der Menschen, die eine antiretrovirale Therapie erhielten, auf 600 000 an, doch ist diese Entwicklung angesichts der ca. 1,5 Mio. Fälle von HIV-Infektion nicht ausreichend.
Zwei zentrale Initiativen werden helfen, unsere Verpflichtungen weiter umzusetzen. Die neuen Konsolidierten Leitlinien der WHO für die Verwendung antiretroviraler Medikamente zur Behandlung bzw. Prävention von HIV-Infektionen bieten einen gesundheitspolitischen Ansatz zur Ausweitung der Behandlung und Eindämmung der Übertragung. Wir werden hierzu im Oktober eine Fachkonsultation für die Länder der Region veranstalten und danken der Türkei dafür, dass sie sich zu deren Ausrichtung bereit erklärt hat.
Dank einer Partnerschaft mit dem Gemeinsamen Programm der Vereinten Nationen für HIV/Aids (UNAIDS) sowie dem UNICEF und dem UNFPA sind wir auch in der Lage, gezielt auf die Eliminierung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV sowie der kongenitalen Syphilis aus der Region hinzuarbeiten.
Ausbrüche von Masern und Röteln dauerten in den Jahren 2012 und 2013 in mehreren Ländern an und gefährden damit das Ziel der Europäischen Region, diese beiden Krankheiten bis 2015 zu eliminieren. Vor allem aus diesem Grund legen wir Ihnen ein Paket von beschleunigten Maßnahmen vor und rufen zu einem stärkeren Engagement zur Eliminierung dieser Krankheiten auf. Ich sehe der Diskussion zu diesem Thema am Mittwoch mit Erwartung entgegen.
Gestatten Sie mir nun, Ihnen einen Lagebericht zur Aufrechterhaltung der Zertifizierung der Europäischen Region als poliofrei zu geben, wie vom Regionalkomitee im Jahr 2010 gewünscht. Auf ihrer jährlichen Tagung im Mai hat die Regionale Zertifizierungskommission die Mitgliedstaaten genannt, für die im Falle einer Einschleppung des Poliovirus ein hohes Übertragungsrisiko besteht, und deshalb Wachsamkeit angemahnt. Sie tat dies aus gutem Grund. Denn 2010 wurde die Zertifizierung der Europäischen Region als poliofrei durch einen größeren Ausbruch gefährdet, und die Einschleppung des Poliowildvirus in die Region hat uns erst in jüngster Zeit vor Augen geführt, dass wir auf der Hut sein müssen.
Israel hat in den vergangenen 25 Jahren eine systematische Umweltüberwachung durchgeführt und im Laufe dieses Jahres Poliowildviren vom Typ 1 entdeckt, die den in Ägypten und Pakistan gefundenen sehr ähnlich waren. Dies deutet darauf hin, dass das Virus in Israel zirkuliert. Allerdings möchte ich hervorheben, dass es bisher dank des sehr hohen Durchimpfungsgrades in Israel keine Fälle von paralytischer Poliomyelitis gegeben hat.
Denn aufgrund seiner vorbildlichen Praxis in den Bereichen Surveillance und Meldewesen konnte Israel wirksame Gegenmaßnahmen einleiten, indem es zusätzliche Impfmaßnahmen durchführte, um die Übertragung zu unterbrechen und Erkrankungsfälle sowie ein Übergreifen auf andere Länder zu verhindern. Wir stehen seit Mai in ständigem Kontakt mit den zuständigen Behörden in Israel, um ihre Untersuchungen und Gegenmaßnahmen unterstützen zu können. Die Einführung eines bivalenten oralen Polioimpfstoffs (OPV) und die Impfung von fast 800 000 Kindern seit Mitte August stellen einen überragenden Erfolg dar. So möchte ich der Gesundheitsministerin, dem Generaldirektor für Gesundheit und dem Ministerpräsidenten dafür danken, dass sie hier entschlossen gehandelt und sich persönlich in die Kampagne eingeschaltet haben.
Die Zertifizierungskommission wird im kommenden Monat zusammentreten, um über die Ergebnisse der israelischen Maßnahmen zur Unterbrechung der Übertragung und über die Gefährdung der Zertifizierung der Europäischen Region als poliofrei zu beraten.
Eine hohe Durchimpfung auf nationaler und subnationaler Ebene im Verbund mit einer leistungsfähigen Surveillance ist der Schlüssel zur Erfüllung von Zielvorgaben in der Krankheitsbekämpfung. Ein entschlossenes Engagement der Politik ist nun nicht mehr eine Option, sondern eine unabdingbare Voraussetzung. Wir bei der WHO sind fest entschlossen, unseren Beitrag hierzu zu leisten. So werden wir Sie am Donnerstag, bei der Behandlung des Tagesordnungspunktes „Angelegenheiten“, in Bezug auf die Gestaltung des Europäischen Aktionsplans für Impfstoffe, der sich an den Zielen des Globalen Aktionsplans für Impfstoffe und von „Gesundheit 2020“ orientiert, um Ihre Stellungnahme und Ihren Rat bitten.
Ferner möchte ich noch kurz erwähnen, dass die Europäische Impfwoche, an der sich alle 53 Mitgliedstaaten beteiligten, auch in diesem Jahr wieder ein Erfolg war.
Die Fortschritte bei der Eliminierung der Malaria sind ermutigend: 2012 gab es nur 253 Fälle. Die Europäische Region könnte zur ersten WHO-Region werden, die den Eliminierungsprozess erfolgreich abschließt.
Andererseits geben wieder auftretende Krankheiten wie Dengue-Fieber und Chikungunya zunehmend Grund zur Besorgnis für die Europäische Region. Die Aktivität von Überträgermücken ist ein wachsendes Problem, zu dem vor allem die Globalisierung des Reiseverkehrs und des Handels, aber auch die Urbanisierung und der Klimawandel beitragen. Wie im vergangenen Jahr vom Regionalkomitee gewünscht, haben wir in Zusammenarbeit mit Ihnen, dem ECDC und der European Mosquito Control Association (EMCA) einen Handlungsrahmen für die Europäische Region entwickelt, der am Dienstag zur Beratung ansteht.
Die Verbesserung der öffentlichen Gesundheit und die Schaffung bürgernaher Gesundheitssysteme – einschließlich eines angemessenen Personalangebots sowie einer entsprechenden Gesundheitsfinanzierung und erweiterten Politiksteuerung – sind zentrale Schwerpunktbereiche von „Gesundheit 2020“. Im Bereich der Gesundheitsforschung möchte ich dem Europäischen Beratungsausschuss für Gesundheitsforschung (EACHR) – und namentlich seinem Vorsitzenden, Prof. Tomris Turmen, der hier heute durch seine Stellvertreterin Dr. Laura Rosen und den scheidenden Vorsitzenden Prof. Martin McKee vertreten wird – dafür danken, dass sie die Forschung auf dem Gebiet der internationalen Gesundheitspolitik unterstützt und koordiniert haben.
Allgemeine Gesundheitsversorgung bedeutet, dass alle Menschen Zugang zu den benötigten hochwertigen Gesundheitsleistungen (Prävention, Gesundheitsförderung, Behandlung und Rehabilitation) haben und dabei auch mit ihren Familien vor finanziellen Härten geschützt werden. Sie ist für die gesamte Europäische Region von Bedeutung, denn die von der Wirtschaftskrise betroffenen Länder müssen den Zugang zu den benötigten Leistungen aufrechterhalten. In den Ländern im östlichen Teil der Europäischen Region wächst der politische Wille zur Verwirklichung einer allgemeinen Gesundheitsversorgung.
Die allgemeine Gesundheitsversorgung gehört auch zu meinen Prioritäten, und ich bin entschlossen, in den nächsten Jahren unsere Unterstützung für ihre Verwirklichung bzw. Aufrechterhaltung zu verstärken.
In den verbleibenden Monaten dieses Jahres stehen noch zwei bedeutende Ereignisse auf dem Programm, die mit der Stärkung der Gesundheitssysteme zu tun haben.
Erstens haben wir dank der freundlichen Einladung Estlands die Gelegenheit, fünf Jahre nach der Annahme der Charta von Tallinn auf einer hochrangigen Tagung im Oktober eine Zwischenbilanz ihrer Umsetzung zu ziehen. Dort werden wir aufschlussreiche Fallbeispiele für die Stärkung von Gesundheitssystemen austauschen und uns auf eine künftige Stoßrichtung zur Erfüllung unserer Verpflichtungen im Rahmen von „Gesundheit 2020“ einigen.
Zweitens werden wir im November den 35. Jahrestag der Erklärung von Alma-Ata über primäre Gesundheitsversorgung begehen. Daher arbeiten wir in enger Abstimmung mit Kasachstan auf die Vorbereitung einer Tagung hin, auf der wir den Stand der primären Gesundheitsversorgung in den Ländern der Region wie auch das weitere Vorgehen bei der Eingliederung der grundlegenden gesundheitspolitischen Maßnahmen erläutern wollen.
Es gibt zwingende Argumente dafür, vorbeugend tätig zu werden und Maßnahmen der Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung und andere grundlegende gesundheitspolitische Maßnahmen sowie die Auseinandersetzung mit den sozialen Determinanten in die Gesundheitssysteme zu integrieren, wie dies im vergangenen Jahr vom Regionalkomitee gewünscht wurde.
Zusammen mit den Mitgliedstaaten sind wir entschlossen für wirksame Grundsatzentscheidungen eingetreten, die auf eine Verringerung der negativen Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf gesundheitliche Resultate und Chancengleichheit abzielen. Das für die Stärkung von Gesundheitssystemen zuständige Büro der WHO in Barcelona treibt eben diese Arbeit voran. Dafür möchte ich den Mitarbeitern danken, ebenso Spanien für die Unterstützung dieser Bemühungen.
Vier Jahre nach der ersten Tagung zu dieser Thematik fand unsere Arbeit auf diesem Gebiet ihren Höhepunkt im April auf einer Konferenz in Oslo zum Thema Gesundheitssysteme und die Wirtschaftskrise, zu der Norwegen freundlicherweise eingeladen hatte. An der Konferenz nahmen Vertreter von Gesundheits- und Finanzpolitik teil, die sich auf ein Ergebnisdokument einigten, über das Sie am Dienstag näher informiert werden. An dieser Stelle möchte ich lediglich den Tenor unter den Teilnehmern hervorheben, dass Regierungen und Gesundheitsministerien trotz Sparzwängen noch über eine gewisse Wahlfreiheit verfügen und so ein besonderes Augenmerk auf Bereiche und Leistungen richten können, die sich positiv auf Wirtschaftswachstum und Chancengleichheit auswirken.
Neben unserer Arbeit zur Gewinnung von Evidenz streben wir auch eine Stärkung der Kompetenz politischer Entscheidungsträger an. So wurde unsere jährlich in Barcelona stattfindende Schulung zum Thema Gesundheitsfinanzierung in sämtlichen Rückmeldungen seitens der Teilnehmer als ausgezeichnet bewertet, und ich kann Ihnen die Entsendung von Mitarbeitern nur wärmstens empfehlen.
Wir erhalten aus den Mitgliedstaaten auch zunehmend Bitten um Unterstützung bei der Durchführung umfassender Reformen. So ist etwa die griechische Regierung fest entschlossen, eine Reform des Gesundheitssystems durchzuführen. Gemäß dem von der Regierung wie auch der EU-Task-Force für Griechenland geäußerten Wunsch hat sich die WHO vor kurzem bereit erklärt, bei der Weiterentwicklung von Konzepten für das Gesundheitssystem erweiterte normative und fachliche Aufgaben wahrzunehmen – zusammen mit Griechenland.
Ebenso möchte ich auch Irland, Portugal und Zypern für eine ähnlich fruchtbare Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Reformierung ihrer Gesundheitssysteme danken, die jeweils auf eine Erhaltung des Zugangs zu hochwertigen Gesundheitsleistungen und zu einer allgemeinen Gesundheitsversorgung abzielte.
Als federführende Organisation innerhalb der Schwerpunktgruppe Gesundheit sind wir den Ländern dabei behilflich, für Notlagen und gesundheitliche Krisensituationen vorzusorgen bzw. sie zu bewältigen.
Wir haben unsere Notfallverfahren überarbeitet, die Notfallzentrale der WHO in unserem neuen Gebäude in der neuen UN City nach Maßgabe des neuen globalen Rahmens der WHO für die Reaktion im Krisenfall ausgebaut und sie in mehreren Simulationen erprobt.
Darüber hinaus unterstützen wir auch Länder wie Aserbaidschan, die Russische Föderation und Slowenien bei der Vorbereitung auf Massenveranstaltungen.
Ein weiterer zentraler Bereich der Gesundheitssicherheit ist der Aufbau von Kernkapazitäten für die Umsetzung der Internationalen Gesundheitsvorschriften (IGV) durch entsprechende Schulungen und die Durchführung von Planspielen. Im Februar 2013 hielten wir in Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und mit Unterstützung Deutschlands und des Vereinigten Königreichs eine Tagung in Luxemburg ab, auf der fünf Jahre nach dem Inkrafttreten der IGV eine Zwischenbilanz des Umsetzungsprozesses gezogen wurde. Nähere Einzelheiten zu diesem Thema finden sich in dem dazu gehörigen Fortschrittsbericht, und am Donnerstag werden wir Sie um Stellungnahme zu den Kriterien für eine Verlängerung der Frist für den Erwerb der Kernkapazitäten über 2014 hinaus bitten.
Angesichts der Krise in der Arabischen Republik Syrien, die zur Vertreibung einer großen Zahl von Menschen und zu ständig wachsenden Flüchtlingsströmen in die Nachbarländer geführt hat, haben wir im Dezember 2012 eine interinstitutionelle Mission in die Wege geleitet, die der Bewertung der gesundheitlichen Bedürfnisse der Menschen in den Flüchtlingslagern in der südlichen Türkei diente. Diese kam zu dem Schluss, dass die Flüchtlinge in der Türkei eine hochwertige Gesundheitsversorgung erhalten.
In enger Abstimmung mit den türkischen Behörden erhöhen wir gegenwärtig unsere Handlungsfähigkeit, indem wir in der südlichen Türkei eine verstärkte Präsenz der WHO aufbauen.
Eine systematische Erfassung der gesundheitlichen Folgen unserer sich rasch wandelnden Umwelt ist von entscheidender Bedeutung und erfordert gezieltes Handeln, um einen angemessenen gesundheitlichen Nutzen zu erzielen.
Morgen wird Ihnen ein Bericht über die Arbeit des Europäischen Ministerausschusses und der Sonderarbeitsgruppe für Umwelt und Gesundheit präsentiert.
Als Vorreiter für den Grundsatz „Gesundheit in allen Politikbereichen“ bemühen wir uns im Rahmen des Prozesses Umwelt und Gesundheit in Europa zusammen mit den Mitgliedstaaten und unseren maßgeblichen Partnern um die Bereitstellung von Evidenz, aber auch um Unterstützung der Länder bei der Umsetzung ressortübergreifender Konzepte.
Wir haben die fachliche Unterstützung für die Länder bei der Erfüllung ihrer Verpflichtungen aus der Erklärung von Parma über Umwelt und Gesundheit intensiviert und sind dabei, eine Reihe neuer Bewertungen durchzuführen und Instrumente zu schaffen und neue Netzwerke zu Themen wie Chemikaliensicherheit und Ökonomie einzurichten. Wir sind allen Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen dankbar, die unsere Arbeit im Bereich Umwelt und Gesundheit großzügig unterstützen; insbesondere möchte ich mich bei Deutschland dafür bedanken, dass es das Europäische Zentrum für Umwelt und Gesundheit in Bonn dauerhaft unterstützt. Ebenso bedanke ich mich auch für die Unterstützung eines in einigen Ländern durchgeführten Projektes, das der Verstärkung der Bereitschaftsplanung und der Kapazitäten zur Bewältigung der gesundheitlichen Herausforderungen infolge des Klimawandels diente.
Gestatten Sie mir nun, Ihnen einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen innerhalb des Regionalbüros wie auch in der WHO weltweit zu geben und dabei primär auf die führungsbezogenen und die Politiksteuerung betreffenden Aspekte unserer Arbeit einzugehen. Es ist uns gelungen, unsere Effizienz weiter zu erhöhen, unsere Partnerschaften zu vertiefen und auszubauen und die Öffentlichkeitsarbeit zu verstärken. Des Weiteren bemühen wir uns um eine nachhaltige Finanzierung.
Im April 2013 sind wir in unsere neue Zentrale in der neuen UN City in Kopenhagen umgezogen, die wir mit sämtlichen anderen in Dänemark vertretenen Organisationen der Vereinten Nationen teilen. Wir sind der dänischen Regierung zutiefst dankbar dafür, dass sie uns diese großartige Liegenschaft zur Verfügung gestellt hat. Deshalb war es uns auch eine große Ehre, dass die offizielle Einweihung der UN City durch Ihre Majestät Königin Margrethe von Dänemark und den Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, erfolgte.
Das Ziel der Reform der WHO besteht darin, die Organisation besser auf die zunehmend komplexen gesundheitspolitischen Herausforderungen im 21. Jahrhundert vorzubereiten. Bei der Verfolgung der Reformagenda konnten seit meinem Bericht an Sie im vergangenen Jahr erhebliche Fortschritte erzielt werden, die vor allem auf das beispiellose Engagement und die aktive Beteiligung der Mitgliedstaaten zurückzuführen sind. Für Ihre vielfältigen Beiträge bin ich Ihnen zutiefst dankbar.
Gestatten Sie mir bei dieser Gelegenheit auch, allen Bediensteten in der Europäischen Region für ihren Beitrag zu diesem Prozess und für die Anpassung an die durch die Reform bedingten Veränderungen zu danken. Auf allen Ebenen der WHO hat eine tiefgreifende Zusammenarbeit stattgefunden, an der sich unter der starken Führung der Generaldirektorin sämtliche Regionaldirektoren im Rahmen der Global Policy Group umfassend beteiligt haben. Ich persönlich war sehr dankbar für die Gelegenheit, zusammen mit Herrn Dr. Asamoa-Baah den Vorsitz in der WHO-Sonderarbeitsgruppe für die Beschaffung und Verwaltung von Finanzmitteln zu führen und auch bei der Gestaltung des Finanzierungsdialogs eine aktive Rolle zu spielen.
Die Reform der WHO macht sich bereits deutlich bemerkbar. Die Arbeit des Regionalkomitees und des Ständigen Ausschusses des Regionalkomitees (SCRC) zeigt, dass die WHO als Organisation sich aus Mitgliedstaaten zusammensetzt und ihre wichtigen Aufgaben primär durch diese Mitgliedstaaten erfüllt. Mit inhaltlicher Unterstützung durch das Regionalkomitee und den SCRC haben wir für mehr Kohärenz und eine bessere Organisationsführung in der Europäischen Region gesorgt. Die Arbeitsgruppe des SCRC für Führungsfragen hat sich mit Themen wie der Mitgliedschaft in den leitenden Organen, der rechtzeitigen Vorlage von Änderungsvorschlägen zu Resolutionsentwürfen und der Überprüfung der Beglaubigungsschreiben befasst; diese Fragen werden am Mittwoch weiter erörtert.
Durch die Annahme des 12. Allgemeinen Arbeitsprogramms und des Programmhaushalts 2014–2015 hat die Weltgesundheitsversammlung der WHO ein klares Mandat für die programmbezogene Komponente der Reform erteilt. Durch sie erhalten wir eine Zukunftsvision und einen konkreten Aktionsplan.
Der Programmhaushalt weist mehrere neue Merkmale auf: eine realistischere Bewertung von Einnahmen und Ausgaben, eine solide Ergebniskette und eine klare Erläuterung des Beitrags jeder der drei Ebenen der Organisation. Die Konzepte hinter dem „Kontrakt“ für die Europäische Region für den Zeitraum 2012–2013, den ich vor zwei Jahren als strategisches Instrument für die Rechenschaftslegung präsentiert habe, sowie die daraus gezogenen Lehren waren ein wesentlicher Beitrag zu diesem globalen Prozess.
Während dieser Tagung des Regionalkomitees werde ich Sie ausführlich über die Umsetzung des Programmhaushalts 2014–2015 in der Europäischen Region informieren, die schon weit fortgeschritten ist. Die Umsetzung des von der Weltgesundheitsversammlung angenommenen Programmhaushalts in die operative Planung auf Ebene der Europäischen Region orientiert sich an „Gesundheit 2020“. Um für mehr Kohärenz zu sorgen, insbesondere bei der Umsetzung von „Gesundheit 2020“, haben wir eine zehntägige Klausur auf der Ebene des gesamten Regionalbüros durchgeführt, auf der wir die Mitgliedstaaten nach ihren Prioritäten für die zweijährigen Kooperationsvereinbarungen befragten. Gemäß unserem Geschäftsmodell werden die Mitarbeiter in der Zentrale auch weiterhin fachliche Unterstützung für die Mitgliedstaaten bereitstellen.
Doch der Programmhaushalt muss noch finanziert werden. Unser Finanzierungsdialog hat im Juni zum erstem Male getagt: es war ein Erfolg, bei dem er von den Mitgliedstaaten und Partnerorganisationen uneingeschränkte Unterstützung erhielt. Ich freue mich darauf, gemeinsam mit Ihnen auf die zweite Tagung im November hinzuarbeiten. Ich bin in hohem Maße zuversichtlich, dass dieser innovative Mechanismus zu einer vollständigen Finanzierung des Programmhaushalts führen und die finanzielle Ungewissheit hinsichtlich der Erfüllung unserer Arbeitspläne beenden wird.
Um die Nachhaltigkeit der Arbeit des Regionalbüros zu gewährleisten, haben wir Maßnahmen ergriffen, die sich nicht auf die Erfüllung unserer Verpflichtungen gegenüber den Mitgliedstaaten auswirken, darunter die Senkung der Personalkosten (durch weniger Neueinstellungen unter Beibehaltung fachlicher Kapazitäten und Kompetenz) und die Senkung der Reisekosten und der Ausgaben für Beratungsdienstleistungen.
2010 habe ich dem Regionalkomitee versprochen, eine Partnerschaftsstrategie für die Europäische Region ausarbeiten zu lassen. Auch wenn wir im Hinblick auf die Erfüllung dieses Versprechens Entscheidungen über eine Zusammenarbeit mit verschiedenen nichtstaatlichen Akteuren abwarten müssen, so kann ich doch mit Freude vermelden, dass wir auch weiterhin mit einem breiten Spektrum von Partnerorganisationen zusammenarbeiten, mit denen wir einen aktiven Austausch pflegen und unsere Zusammenarbeit von Jahr zu Jahr weiter vertiefen.
Beim Regionalbüro haben wir unsere Zusammenarbeit mit der EU und ihren Institutionen intensiviert. Gestatten Sie mir, dies anhand einiger Glanzlichter zu veranschaulichen. Wir haben unsere Zusammenarbeit mit den Ländern, die die EU-Präsidentschaft innehatten – Irland, Litauen und Zypern –, fortgesetzt und ihre gesundheitspolitischen Prioritäten unterstützt. Wir haben ferner eine Delegation des EU-Ausschusses der Regionen beim Regionalbüro empfangen. Wir hatten eine große Zahl wichtiger Veranstaltungen und haben mit dem Europäischen Parlament zusammengearbeitet. Auf einer äußerst erfolgreichen Tagung hochrangiger Vertreter beim WHO-Hauptbüro im Juni hatten wir die Gelegenheit, mit der Europäischen Kommission unsere gemeinsamen Fahrpläne zu erörtern. Diese haben unsere Zusammenarbeit entscheidend vertieft.
Wir haben die Vielfalt und die Tiefe der Zusammenarbeit mit Partnern wie Organisationen der Vereinten Nationen, der Weltbank, der OECD, den globalen Gesundheitspartnerschaften (insbesondere dem Globalem Fonds und der GAVI-Allianz), den subregionalen Netzwerken sowie Organisationen der Zivilgesellschaft erhöht.
Deshalb freue ich mich heute besonders, die Regionaldirektoren des UNICEF und des UNFPA hier begrüßen zu können. Zu dritt werden wir am Mittwoch, während der Sitzung zum Thema Partnerschaften, einen gemeinsamen Handlungsrahmen unterzeichnen. Er zielt darauf ab, Sie bei der Verwirklichung der gesundheitsbezogenen Millenniums-Entwicklungsziele zu unterstützen und sich den neuen Herausforderungen im Kontext des Rahmenkonzeptes „Gesundheit 2020“ zu stellen.
Neben den verschiedenen Veranstaltungen und Konferenzen auf Ebene der Region gab es in den vergangenen zwölf Monaten auch reichlich Gelegenheit für bilaterale Gespräche mit den Mitgliedstaaten. So habe ich in diesem Zeitraum insgesamt 18 Mitgliedstaaten besucht, um mit Ihnen sowie den Staats- und Regierungschefs Ihrer Länder zusammenzutreffen, für ressortübergreifende Konzepte zu werben und dafür Sorge zu tragen, dass Gesundheit auf der Tagesordnung der Regierungen einen hohen Stellenwert erhält.
Umgekehrt hatte ich das Vergnügen, insgesamt 13 Gesundheitsministerinnen und -minister und ihre Delegationen beim Regionalbüro begrüßen zu dürfen. Ich weiß den Wert solcher Besuche zu schätzen, denn sie tragen in hohem Maße zur Ausrichtung unserer Arbeit und zur Wahl von Bereichen für die künftige Zusammenarbeit bei.
Darüber hinaus haben wir inzwischen mit der Ausarbeitung von Länder-Kooperationsstrategien (CCS) begonnen; die erste von ihnen wurde zusammen mit der Generaldirektorin im Mai mit der Schweiz unterzeichnet. Mit der Ausarbeitung solcher Kooperationsstrategien für Belgien, Griechenland, der Russischen Föderation, der Türkei und Zypern haben wir bereits begonnen.
Mechanismen auf subregionaler Ebene sind auch weiterhin ein zunehmend wirksamer Weg der Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten. So führen wir verschiedene Aktivitäten mit dem Südosteuropäischen Gesundheitsnetzwerk (SEEHN) durch, ferner eine Reihe subregionaler Projekte mit Ländern der Gemeinschaft unabhängiger Staaten.
Mit ihren 900 Millionen Menschen und fast 90 aktiv gesprochenen Sprachen ist unsere Europäische Region vielgestaltig und attraktiv. Ihre Diversität bietet uns eine einzigartige Gelegenheit, ein unglaublich breites Spektrum an Sachverstand und Erfahrung abzurufen.
Dies ermöglicht es uns, in einer Vielzahl von Bereichen der öffentlichen Gesundheit zu Vorreitern des Fortschritts werden. Ich bin sicher, dass wir dies gemeinsam mit Ihnen schaffen können.
Ich bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit.